Etwa 140.000 wahlberechtigte US-Amerikaner leben in Deutschland. „Wenn wir die alle mobilisieren, könnte das entscheidend sein“, sagt Jeffrey Myers, ehemaliger Citykirchenpfarrer in Frankfurt am Main und in Wiesbaden. Die Amerikaner im Ausland sind „oftmals gut gebildet und haben einen etwas weiteren Blick“, sagt er und hofft, dass sie bei den US-Präsidentschaftswahlen am 5. November die Demokratin Kamala Harris wählen.
Der 71-Jährige, der bis zu seinem Ruhestand Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau war, engagiert sich bei „Democrats abroad“, der amerikanischen Organisation für Demokraten, die im Ausland leben. Die Deutsche Landessektion hat nach eigenen Angaben rund 15.000 Mitglieder. Deren Ziel ist es, die Menschen zum Wählen zu bewegen. Weltweit leben laut „Democrats abroad“ neun Millionen Amerikaner im Ausland.
Jeffrey Myers, der noch die amerikanische Staatsbürgerschaft hat, erlebt die US-amerikanische Gesellschaft als tief gespalten. „Das geht weit in die Familien hinein“, bedauert er. Demokraten und Republikaner verteufelten sich gegenseitig, das tue dem Land nicht gut. „WIr müssen einander die Hand reichen und dürfen nicht warten, bis es der andere tut“, appelliert der Theologe.
„Amerika ist ein konservatives Land, auch demokratische Kandidaten dürfen nicht zu weit links sein“, schätzt Myers. Doch auch unter Republikanern höre er über deren Kandidaten Donald Trump oft den Satz: „Das ist keiner von uns.“ „Das sind konservative, gutbürgerliche Menschen“, sagt Myers. Sie wollten sich nicht mit Trump identifizieren.
Mehrmals täglich informiert sich der Pfarrer im Ruhestand auf den Seiten der „Washington Post“, der „New York Times“ und bei dem amerikanischen Fernsehsender CNN. „Das wird ein sehr knappes Rennen“, vermutet er. Prognosen wagt er selbst seit 2016 nicht mehr. Damals sei er mit der Hoffnung schlafen gegangen, dass die Demokratin Hillary Clinton gewinnt und sei in einem Alptraum aufgewacht, erinnert er sich. Den diesjährigen Wahlabend werde er bei einer Wahlparty der „Democrats abroad“ verbringen. Er hoffe auf ein gutes Erwachen und dass es Kamala Harris gelingen werde, einen Neuanfang anzustoßen, um die Gräben in der Gesellschaft zu schließen.
Myers hat seine Stimme schon abgegeben. Er selbst wählt in einem der hart umkämpften Swing States, in Pennsylvania. Dort war er Pfarrer und hatte auch seinen letzten US-Wohnsitz, bevor er vor rund 30 Jahren nach Deutschland kam.
Wahlberechtigte in den USA müssen sich in fast allen der 50 Bundesstaaten registrieren lassen, um an den Wahlen teilnehmen zu können, das gilt auch für die Auslands-Amerikaner. Die Briefwahl ist überall möglich, aber zur Registrierung gibt es in den Bundesstaaten keine einheitlichen Fristen. In manchen Bundesstaaten müssen die Wahlunterlagen gesondert angefordert werden, in anderen nicht. „Es wird uns nicht leicht gemacht“, sagt Myers.