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Museum Abtei Liesborn zeigt mittelalterliche Chronik Westfalens

Das Museum Abtei Liesborn in Wadersloh zeigt ab Sonntag die nach Museumsangaben älteste Chronik Westfalens. Im Jubiläumsjahr „1250 Jahre Westfalen“ werde das lange Zeit als verschollen gegoltene Originalmanuskript der „Westfalengeschichte“ (Historia Westphaliae) des Mönches Bernhard Witte erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, erklärte das Museum am Donnerstag.

Das zentrale Objekt, die Handschrift Wittes, ist nach Angaben des Museums in einer Altarvitrine zu sehen. Zur ihr führe eine „Bücherspur“ von Werken, die der Autor bei seiner Abfassung der Chronik benutzt habe. Zu Beginn der Ausstellung werden den Angaben zufolge Objekte aus dem Liesborner Kloster gezeigt, die in der Zeit entstanden, als Witte dort gelebt und gewirkt habe. Eine weitere Abteilung befasse sich mit der Person von Bernhard Witte (um 1470-1534), von dem sich neben seinem literarischen Wirken auch Spuren in den Urkunden und Rechnungsbüchern der Abtei finden ließen.

Das Originalmanuskript mit seinen farbigen Illustrationen galt nach Angaben des Museums lange Zeit als verschollen und war im Jahr 2023 in Privatbesitz wiederentdeckt worden. Zur Eröffnung der Ausstellung thematisieren Wissenschaftler auf einem Kolloquium die Entwicklung des Westfalen-Begriffs vom 9. bis zum 13. Jahrhundert. Die Sonderausstellung, die unter anderem von der LWL-Kulturstiftung gefördert wird, ist bis zum 19. Oktober zu sehen.

Die Westfalen als Stammesgruppe wurden nach Angaben des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zum ersten Mal im Jahr 775 in den fränkischen Reichsannalen erwähnt, den Jahrbüchern am Hof Karls des Großen. Bis ins Hochmittelalter galten sie als die Sachsen, die im Westen gesiedelt hatten. Die Kerngebiete, die im 12. Jahrhundert dem Erzbischof von Köln als dem Herzog von Westfalen gehörten, wurden im 19. Jahrhundert zur preußischen Provinz Westfalen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Westfalen-Lippe einer der beiden Landesteile von Nordrhein-Westfalen.