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Museum Abtei Liesborn präsentiert Mittelalter-Chronik Westfalens

Mit der Ausstellung „Die Erfindung Westfalens“ eröffnet das Museum Abtei Liesborn am Sonntag einen Reigen mehrerer Ausstellungen zum Jubiläum 1250 Jahre Westfalen. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die erste umfassende Geschichtsdarstellung Westfalens, die der Mönch Bernhard Witte als Mitglied des Konvents des Klosters begann und mit dem 9. Buch um 1520 beendete, wie Museumsleiter Sebastian Steinbach am Donnerstag erläuterte.

Die Handschrift Wittes wird in der Ausstellung in einer klimatisierten Vitrine gezeigt, zu der eine Bücherspur im alten Teil des Museums führt. Zu sehen sind Werke, die der Autor bei seiner Abfassung der Chronik benutzt hat. Gezeigt werden auch Publikationen des 16. bis 18. Jahrhunderts, die auf dieses Geschichtswerk in späteren Zeiten Bezug nahmen. Auf diese Weise solle deutlich werden, dass Witte nicht für sich alleinstehe, erläutert Steinbach. „Er ist Teil einer Reihe von Werken, in denen der geografische Raum Westfalen und die Menschen, die hier lebten, immer wieder neu gedacht und verstanden wurden.“

Eine weitere Abteilung befasst sich mit der Person von Bernhard Witte (um 1470-1534), von dem sich neben seinem literarischen Wirken auch Spuren in den Urkunden und Rechnungsbüchern der Abtei finden ließen.

Nach der Auflösung des Klosters 1803 galt das gebundene Originalmanuskript lange Zeit als verschollen, wie der Museumsleiter erläuterte. Es sei erst 2023 wieder aufgefunden worden, und befinde sich seitdem in Privatbesitz. Der Eigentümer habe es für die Dauer der Ausstellung ausgeliehen.

Zur Eröffnung der Ausstellung thematisieren Wissenschaftler auf einem Kolloquium die Entwicklung des Westfalen-Begriffs vom 9. bis zum 13. Jahrhundert. Die Sonderausstellung, die unter anderem von der LWL-Kulturstiftung gefördert wird, ist bis zum 19. Oktober zu sehen.

Die Westfalen als Stammesgruppe wurden nach Angaben des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zum ersten Mal im Jahr 775 in den fränkischen Reichsannalen erwähnt, den Jahrbüchern am Hof Karls des Großen. Bis ins Hochmittelalter galten sie als die Sachsen, die im Westen gesiedelt hatten. Die Kerngebiete, die im 12. Jahrhundert dem Erzbischof von Köln als dem Herzog von Westfalen gehörten, wurden im 19. Jahrhundert zur preußischen Provinz Westfalen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Westfalen-Lippe einer der beiden Landesteile von Nordrhein-Westfalen.