Die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds ist für eine UNESCO-Nominierung vorgeschlagen worden. Damit könnte sie ins Weltdokumentenerbe („Memory of the world“) aufgenommen werden, wie die Deutsche Unesco-Kommission in Bonn am Donnerstag mitteilte. Der UNESCO-Exekutivrat berät von 2. bis 17. April in Paris, welche der heuer 73 nominierten Dokumente, die kulturelle Wendepunkte der Menschheitsgeschichte markieren, neu ins Register kommen.
Der Talmud, eine der bedeutendsten Schriften des Judentums, enthält Kommentare zur Auslegung der biblischen Gesetze. Es gibt zwei Ausgaben: den Jerusalemer Talmud und den Babylonischen Talmud als umfassenderes Kompendium. Die Münchner Handschrift ist laut Mitteilung die einzige weltweit, in der der gesamte Text des Werks enthalten ist. 1342 in Frankreich entstanden, befindet sich das Manuskript seit 1803 im Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek. Es überdauerte Jahrhunderte der Verfolgung und den NS-Terror.
Daneben hat die deutsche Kommission zwei weitere Nominierungen vorgeschlagen: Röntgenbilder von Wilhelm Conrad Röntgen und den literarischen Nachlass von Friedrich Nietzsche. Zudem ist Deutschland an einer internationalen Nominierung beteiligt: Zeichnungen und Schriften von Kindern und Jugendlichen in Kriegszeiten in Europa 1914-1950, vorgeschlagen durch Frankreich.
Ziel des UNESCO-Registers ist es, dokumentarische Zeugnisse von außergewöhnlichem Wert in Archiven, Bibliotheken und Museen zu sichern und zugänglich zu machen. 496 Dokumente aus allen Weltregionen zählen derzeit zum Weltdokumentenerbe, darunter 31 aus Deutschland. (1045/27.03.2025)