Ein Marktstand mit Gewürzen, Tonkrügen, Teppichen und Musik – das ist die erste Station des Ostergartens in Ludwigburg, der bis zum 31. März geöffnet ist. Im Gebäude des CVJM begeben sich Besucherinnen und Besucher auf eine Zeitreise. „Wir haben versucht, die wichtigsten Stationen der Ostergeschichte zu inszenieren, dass man sie erleben kann und darüber ins Nachdenken kommt“, sagt Jugendreferentin Simone Gugel, eine der drei Initiatorinnen des Ostergartens.
Ein Mann in biblischen Gewändern begrüßt eine Schulklasse, wer will darf aus einem Korb ein Tuch nehmen und sich damit eine Kopfbedeckung binden. Im nächsten Raum wird mit Palmwedeln aus Papier Jesus mit einem „Hosianna“ begrüßt. An einer langen Tafel nehmen die Besucher Platz und erfahren, wie Jesus das traditionelle jüdische Passahmahl erweiterte und mit dem Abendmahl verband. Alle dürfen vom Apfelmus testen, ein Schüler traut sich auch an den scharfen Meerrettich heran und findet die Mazzen, das ungesäuerte Brot, „sehr crunchy“.
Die Religionslehrerin Katja Bachmann von der Realschule Tamm ist mit ihrer fünften Klasse in den Ostergarten gekommen, weil sie überzeugt ist, dass die Kinder hier mehr mitnehmen, als wenn sie im Unterricht die Ostergeschichte erzählt: „Die Gerüche, Geräusche und das Erleben, das alles könnte ich so in meiner Schulstunde nicht machen.“
Im letzten Jahr begann das Trio aus Jana Sterl vom CVJM Ludwigsburg, Simone Gugel vom Evangelischen Jugendwerk Ludwigsburg und Stefanie Weinmann vom Markt8 der Gesamtkirchengemeinde Ludwigsburg mit dem Ostergarten. Mehr als 600 Menschen, darunter auch Kindergartengruppen, Schulklassen und Konfirmandengruppen kamen damals in die Karlstraße 24, um die Ostergeschichte bei einem einstündigen, geführten Rundgang hautnah zu erleben.
Zwar ist der Aufwand enorm und die Zeit, in der der Ostergarten geöffnet ist, sehr stressig, doch für Jana Sterl lohnen sich die Mühen: „Ostern – das ist ein Fest, das schwieriger zu vermitteln ist als Weihnachten. Warum feiern wir es, dass jemand gestorben und auferstanden ist? Und deshalb finde ich es schön, dass der Ostergarten deutlich macht, dass dies nicht irgendeine Geschichte ist, die vor 2.000 Jahren passiert ist, sondern dass sie auch noch heute relevant ist.“
Dies wird für sie zum Beispiel in der Geschichte von Petrus klar, der versagt, weil er nicht zu seinem Freund Jesus steht, oder durch Jesus selbst, der im Garten Gethsemane Angst hat und später qualvoll leidet. „Jesus hat alle menschlichen Gefühle durchlebt und kann deshalb auch nachvollziehen, wie es uns geht.“
Bei dem Gang durch den Ostergarten werden die Besucher auch ermutigt, einen Stein ans Kreuz zu legen, als Symbol für das, was sie belastet. Auf ein Papier in Männchen-Form können sie einen Stempel drücken, wenn sie wie Pilatus manchmal selbst zu schnell urteilen, oder jemanden zu schnell abstempeln „nur wenn jemand anders denkt, oder andere Werte hat als ich.“
Auf brutale Kreuzigungsszenen wird bewusst verzichtet. Doch auch der enge, stockfinstere Raum, der das Grab Jesu darstellen soll, kann bedrückend wirken – bis auf Knopfdruck in Leuchtschrift der Schriftzug „Er ist nicht hier“ zu lesen ist – und es in einen letzten Raum mit hellem Licht, Wasserplätschern und vielen Pflanzen geht.