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Mit Gott die Mokassins teilen

Unser jüngster Sohn probiert gern fremde Schuhe an. Sobald welche greifbar sind, watschelt er ein paar Meter. Im Schuhladen verschwindet er aus der Kinderabteilung und interessiert sich für Sneakers in Größe 45 und goldglitzernde Pumps, Größe 37.
Anders ein Freund. Der trägt ein einziges Schuhmodell und bestellt es immer wieder. Die passen und man muss nicht lange ausprobieren. Nichts mit Träumereien im Schuhladen. Kein halsbrecherisches oder lässiges Fremdgehen der eigenen Identität. Auch modisch nicht besonders raffiniert. Ich wollte ob seiner modischen Einfaltslosigkeit schon mal ein ernstes Wörtchen mit ihm reden. Da fiel mir ein indianisches Sprichwort ein: „Urteile nie über einen anderen, bevor du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gelaufen bist.“

In verhärteten Diskussionen und in manch innerem Monolog spornt dieser Satz an. Erst mal mit dem anderen laufen und verstehen. Sich Zeit nehmen, mitfühlen und mitdenken, was und wie es beim anderen läuft. Das ist anstrengend. Kann aber den Blick weiten. Und es läuft sich fundierter auf den eigenen Wegen.
Ich habe mich gefragt, ob diese Redensart auch für Gott gilt. Und ich denke, ja. Im besten Fall sind die neuen Wege in fremden Schuhen inspirierend. Das ist die Erfahrung: „Du, Gott, stellst meine Füße auf weiten Raum“. Psalm 31,9. Solche Erlebnisse sind Gottes Geschenke. Die Redensart gilt aber auch noch in einem zweiten Sinn. Mir tut es gut, zwischendurch ein paar Schritte mit Gott zu gehen. Im Laufen beten und mit Gott die Mokassins zu teilen.   

Vielleicht haben auch Sie Lust darauf? Miteinander unterwegs sein beim UK Pilgertag. Mehr auf Seite 9.