Der Kirchenkreis Bielefeld hat im Zusammenhang mit mutmaßlichen Missbrauchsfällen durch einen Jugendmitarbeiter eine wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben. Das einvernehmlich mit Betroffenen auf den Weg gebrachte Forschungsprojekt soll die Aufarbeitung von Verletzungserfahrungen in den Blick nehmen, teilte der Kirchenkreis am Freitag mit.
Der Kirchenkreis hatte im Jahr 2021 Strafanzeige wegen des Verdachts von Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung durch einen hauptamtlichen Jugendmitarbeiter gestellt. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat Anklage erhoben.
Untersucht werden sollen die Verletzungserfahrungen, die junge Menschen in der verbandlichen Jugendarbeit des Kirchenkreises im Zeitraum zwischen etwa 2000 und 2021 gemacht haben, wie es hieß. Ein zentraler Bezugspunkt der Aufarbeitungsstudie sei die Perspektive der Betroffenen. Dazu soll es einen kontinuierlichen Dialog über das Geschehene sowie die aktuellen Erkenntnisse der Aufarbeitung geben. Auch konkrete Formen der Beteiligung sollen mit den Betroffenen gemeinsam entwickelt werden.
Die Studie soll zudem die Strukturen analysieren, die sexualisierte Gewalt ermöglicht haben oder noch ermöglichen, wie es weiter hieß. Sie soll den angestoßenen Aufarbeitungsprozess durch systematisch erhobene Erkenntnisse zu den Aufarbeitungsfällen und deren Bearbeitung unterstützen.
Mit der Durchführung der Studie wurde der Verein Dissens – Institut für Bildung und Forschung beauftragt. Das Institut führt seit 2020 Aufarbeitungsstudien durch, wie eine Aufarbeitungsstudie für das Bistum Essen oder ein Teilprojekt der ForuM-Studie zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie. Der Abschlussbericht mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.