Hannover. Mit den Minusgraden verschärft sich auch die Lage der Obdachlosen. In Hannover leben nach Auskunft der Stadt derzeit rund 1.120 Menschen in städtischen Unterkünften. "Damit sind die Plätze nahezu ausgelastet", sagte ein Sprecher. Zusätzlich halte die Stadt während der kalten Jahreszeit rund 50 Notschlafplätze für Männer und bis zu zehn für Frauen bereit. Die Zahl der Menschen, die in den städtischen Einrichtungen unterkommen, sei in den vergangenen Jahren um jährlich etwa zehn Prozent gestiegen.
Auch die Diakonie in Hannover beobachtet eine steigende Zahl von Wohnungslosen. Unter anderem strandeten immer mehr Menschen aus Osteuropa in der Landeshauptstadt, sagte Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes. "Sie kommen mit Hoffnungen, die sich nicht erfüllen." Nach Schätzungen der Diakonie leben derzeit rund 3.000 Wohnungslose in Hannover. Immer dringender würden kleine bezahlbare Wohnungen benötigt, erläuterte Müller-Brandes. Doch die sind Mangelware.
Auch Krankenwohnung belegt
Nach seinen Beobachtungen nimmt auch die Zahl der Menschen zu, die buchstäblich auf der Straße nächtigen. In Hannover fänden im Winter zusätzlich zu den städtischen Unterkünften rund 300 Menschen in diakonischen Einrichtungen Unterschlupf. Dennoch nächtigten zeitweise rund 300 Menschen unter Brücken, Unterführungen oder in Kleingärten. Im Winter seien es weniger, sagte Müller Brandes, doch: "Es ist eine Verelendung zu beobachten."
Mit den kalten Temperaturen steige auch das Risiko, zu erkranken, sagte der Diakoniepastor. "Wo schlafe ich? Wo bekomme ich etwas zu essen? Das ist für die Menschen zentral." Für Gedanken um die Gesundheit bleibe keine Kraft. Krankheiten würden verschleppt und chronifizierten sich. Eine Krankenwohnung der Diakonie mit sieben Plätzen sei immer voll belegt. "Wir brauchen dringend eine zweite." Auch die ökumenische Essensausgabe sei in größere Räume umgezogen, um den Andrang bewältigen zu können.