HANNOVER/BERLIN – Angesichts der Flüchtlingskrise im Mittelmeer dringen die Kirchen auf die Aufnahme von Schutzsuchenden aus Syrien, dem Irak und Afghanistan in Deutschland. „Wir dürfen nicht sehenden Auges zulassen, dass sich Menschen, die in existenzieller Not vor Krieg, Gewalt und Verfolgung fliehen, dem Risiko des Ertrinkens aussetzen“, betonen die Kirchen in einem Gemeinsamen Wort zur Interkulturellen Woche, das in Hannover und Bonn veröffentlicht wurde. Andere Zugangswege nach Europa müssten gefunden werden, damit nicht das Mittelmeer der Ort werde, „an dem das christliche Abendland wirklich untergeht“, heißt es darin.
Unterzeichner des Kirchenworts sind der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und Metropolit Augoustinos als Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland. Die Kirchen werben um Verständnis dafür, dass Schutzsuchende aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan zu Familienangehörigen nach Deutschland gelangen wollten. In der Bundesrepublik seien die größten Gemeinschaften aus diesen Ländern beheimatet.
In diesem Zusammenhang fordern die Kirchen, das Programm zur Flüchtlingsaufnahme aus Syrien weiterzuführen und ein neues Programm für Flüchtlinge aus dem Irak aufzulegen. Kritisch bewerten die Kirchen die sogenannte Dublin-Verordnung, mit der die Verantwortung bei der Aufnahme überwiegend bei den Staaten an den EU-Außengrenzen liegt. Es brauche „neue Ideen, die Zuständigkeit bei der Gewährung von Schutz europaweit zu regeln, statt Menschen hin und her zu schieben“, argumentieren Marx, Bedford-Strohm und Augoustinos.
Die 40. Interkulturelle Woche wird am 27. September zentral mit einem ökumenischen Gottesdienst im Mainzer Dom eröffnet, zu dem auch Bundespräsident Joachim Gauck erwartet wird. In den vergangenen vier Jahrzehnten habe sich Deutschland zu einem Einwanderungsland entwickelt, bilanzieren die Kirchenrepräsentanten. Dennoch hätten Teile der Bevölkerung Probleme mit der zunehmenden gesellschaftlichen Vielfalt.
☐ Material zur Interkulturellen Woche 2015 im Internet unter www.interkulturellewoche.de