Das Berliner Humboldt Forum beschäftigt sich in diesem Jahr verstärkt mit der jüngeren deutschen Vergangenheit und der deutschen Kolonialgeschichte. Unter dem Titel „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ startet Mitte Mai ein Programm rund um die Ost-Berliner Kulturinstitution, die zwischen 2006 und 2008 für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses mit dem Humboldt Forum abgerissen wurde. Geplant seien eine Sonderausstellung unter anderem mit Zeitzeugen-Interviews und ein Theaterspektakel „Bau auf! Bau ab!“, sagte Programmleiterin Judith Prokasky am Donnerstag in Berlin.
Der Palast der Republik war 1976 von der DDR auf dem Gelände des früheren Berliner Stadtschlosses als Kulturpalast eröffnet worden. Er war Kultur- und Vergnügungsstätte zugleich, zudem tagte darin die DDR-Volkskammer. 1990 wurde das Gebäude wegen Asbest geschlossen und nach einer Kernsanierung ab 2006 unter Protesten vor allem in der Ost-Berliner Bevölkerung abgerissen.
In den etwa 70 Zeitzeugen-Interviews kämen zahlreiche frühere Angestellte des Palastes zu Wort, sagte Prokasky. Aber auch der 2023 verstorbene ostdeutsche Architekt Bruno Flier, der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) und die letzte Präsidentin der DDR-Volkskammer, Sabine Bergmann-Pohl (CDU), erinnerten sich.
Ganz im Sinne der Politik des Humboldt Forums, zum Dialog, zur Erinnerung und zu einem Perspektivwechsel anstiften zu wollen, ist auch die ab Oktober geplante Ausstellung „Geschichte(n) Tansanias“ im Ethnologischen Museum. In Zusammenarbeit mit dem National Museum of Tanzania beleuchtet sie die wechselhafte und vielschichtige Geschichte Tansanias. Ein Schwerpunkt ist nach Angaben von Kuratorin Maile Schimanowski der Zeitraum der kolonialen Unterdrückung und Ausbeutung durch das Deutsche Kaiserreich.
Als sogenannte kollaborative Ausstellung wird es für jedes der gezeigten Exponate aus der museumseigenen Sammlung das Einverständnis der jeweils betroffenen tansanischen Community geben, sagte die Kuratorin. Nach einem Jahr in Berlin wandert die Ausstellung dann in das Nationalmuseum in Tansanias Hauptstadt Dar es Salaam.
Nach Angaben des Direktors des Ethnologischen Museums, Lars-Christian Koch, umfasst die hauseigene Sammlung etwa 10.000 Objekte aus Tansania, die alle auf ihre Provenienz „durchgeforscht“ wurden. Die Frage, was künftig davon gezeigt werden darf, könne nur unter Einbeziehung der dortigen Communitys geklärt werden, sagte Koch. „Wir werden in Zukunft nur noch kollaborativ arbeiten und wir müssen lernen zuzuhören“, betonte er.