Die Zahl antisemitischer Straftaten ist im vergangenen Jahr in Sachsen deutlich gestiegen. Für 2023 zählte die Opferberatung RAA Sachsen 274 Taten in diesem Bereich. Das sei ein Anstieg von 57 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, teilte die Opferberatung am Montag in Dresden mit. Der bisherige Höchstwert lag bei 189 Fällen im Jahr 2021.
Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel kam es den Angaben zufolge auch in Sachsen vermehrt zu antisemitischen Straftaten. Während bis zum 7. Oktober 124 Fälle gezählt wurden, waren es danach bis zum Jahresende 150.
Dabei habe sich der politische Hintergrund der Taten verschoben. So ordnete die Polizei bis zum 7. Oktober 97 Prozent der Straftaten dem Phänomenbereich „rechts“ zu. Nach dem Terrorangriff der Hamas erhielten lediglich 56 Prozent der Delikte diese Zuordnung. Der Rest entfiel unter anderem auf die Phänomenbereiche „Ausländische Ideologie“ (26 Prozent), „Religiöse Ideologie“ (zwölf Prozent) und „links“ (zwei Prozent).
Im vergangenen Jahr habe sich unter anderem die Zahl der Gewalttaten im Vergleich zum Vorjahr auf sechs verdoppelt, hieß es. Insgesamt zeigten die Vorfälle, dass die konkrete Gefahr des Antisemitismus in Sachsen nicht ausschließlich von Rechtsextremisten ausgehe. Die Opferberatung forderte vor dem Hintergrund der hohen Zahl an Delikten aus diesem Spektrum, Antisemitismus von rechts nicht aus dem Blick zu verlieren.
Grundlage der Auswertung sind die im Rahmen des kriminalpolizeilichen Meldedienstes durch das Landeskriminalamt Sachsen erfassten antisemitischen Straftaten.