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Matteo Zuppi – Sozial, menschennah, nach Franziskus’ Geschmack

Matteo Maria Zuppi (69) ist ein Kandidat mit eigenem Gewicht. Er leitet Italiens Bischofskonferenz – eine der größten der Welt – und ist seit Jahrzehnten Mitglied der international einflussreichen Gemeinschaft Sant’Egidio. Franziskus ernannte ihn zum Sondergesandten für Frieden in der Ukraine. Zuppi ist politisch versiert und mit Dialog und Konflikten vertraut.

Als Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz bewies er zuletzt diplomatisches Geschick, als der Synodale Prozess der Kirche in Italien beinahe in einem Eklat endete. Als die entscheidende Abstimmung zu scheitern drohte, fand Zuppi den Notausgang, indem er die Vertagung der finalen Beratungen vorschlug.

Zuppi ist durch und durch Römer. In der Hauptstadt lernte der damals 18-Jährige 1973 Andrea Riccardi kennen, der fünf Jahre zuvor die Gemeinschaft Sant’Egidio gegründet hatte. 1981 zum Priester geweiht, war Zuppi fast 30 Jahre lang Seelsorger in Santa Maria in Trastevere und “Pfarrer von Sant’Egidio”. 2012 ernannte ihn Benedikt XVI. zum Weihbischof im Bistum Rom. 2015 schickte Franziskus den sozial engagierten Prälaten als Erzbischof nach Bologna.

Unter Italiens Bischöfen ist Zuppi einer der bekanntesten, mischt sich in die Politik ein, ist mit Auseinandersetzung vertraut. Über Jahrzehnte war er mit Riccardi Chefdiplomat von Sant’Egidio, vermittelte zwischen Guerilla und Regierung in Mosambik sowie in Algerien. Im Auftrag von Ostafrikas früherem “elder statesman” Julius Nyerere moderierte er auch in Burundi.

Im Mai 2023 ernannte ihn Papst Franziskus zum Leiter einer vatikanischen Friedensmission für die Ukraine. Zuppi reiste nach Moskau und Kiew, vermittelte den Austausch von Gefangenen, die Rückführung nach Russland verschleppter ukrainischer Kinder und in Fragen humanitärer Hilfe.

Zuppi ist ein Mann von Franziskus: sozial, nah bei den Menschen, reformfreudig, versiert im Dialog. Sein stets verschmitztes Gesicht, die Mundwinkel immer nach oben gezogen, lässt einen gewissen Schalk erahnen – auch etwas, das ihn mit dem gestorbenen Papst verbindet.