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Maria führt zu Christus

UK 51/2016, Maria (Seite 2: „Unsere liebe Frau“)
In den umfangreichen Grundlagentext zum diesjährigen Reformationsjubiläum hätte Maria gut hineingepasst. Ist sie doch neben ihrer einzigartigen Rolle im Heilswerk Gottes insgesamt auch Modell für den glaubenden, den begnadeten und den gerechtfertigten Menschen. Schade, dass ihr im EKD-Text „Rechtfertigung und Freiheit“ nur die Schattenrolle bleibt der möglichen Gefährderin der einmaligen Verehrung Christi. Das ist – so meine ich als katholischer Christ – wenig für die Frau, die nach der Schrift (Lukas 1,48) alle Geschlechter selig preisen werden. Vielleicht darf dieser mariologische Mangel gerechterweise den vielen anderen im UK-Impuls zum 4. Advent genannten noch hinzugefügt werden.
Ökumenischer Fortschritt in der Diskussion ist wohl am ehesten zu erwarten, wenn die zu Beginn der Reformation reichlich vorhandenen Ansätze und auch in die lutherischen Bekenntnisse eingegangenen Glaubenssätze etwa über die Jungfrauengeburt ohne männliches Zutun, über die Gottesmutterschaft bis hin zum fürbittenden Eintreten Mariens (Apologie der Confessio Augustana 21,9 und 27) in Schnittmenge gesetzt werden zum gültigen katholischen und orthodoxen Bekenntnis. Dann sieht man: Maria verdunkelt uns Christus nicht. Sie führt hin zu ihm, dem entscheidenden, einzigen Mittler.
Zu dieser Mittlerschaft gibt der lutherische Pfarrer und Held der Barmer Erklärung Hans Asmussen in seinem Büchlein „Maria die Mutter Gottes“ einen hilfreichen Hinweis: Maria sei vornehmes Mitglied des priesterlichen Gottesvolkes. Priesterlich sei dieses nur – und das sei das Wesen des Priestertums –, wenn es eine Mittlerrolle zwischen Gott und den anderen Völkern und Menschen einnehme. Maria stehe ganz auf Seiten der Menschen, ja, aber als Glied des priesterlichen Volkes auch ganz auf der Seite Gottes gegenüber der Welt, so Asmussen. Gottesmutter und Jüngerkirche jedoch dürfen nie eine Mittlerfunktion neben Christus einnehmen, immer nur eine Mittlerschaft in Christus. Diese vom Herrn gewünschte gnadengewirkte menschliche Mitarbeit und Mittlerschaft anzuerkennen, fördere am Ende die Ehre des Herrn.
Alfons Zimmer, Bochum