Repräsentanten der in Niedersachsen und Bremen lebenden Menschen aus der Ukraine haben mit Fassungslosigkeit auf die jüngsten Äußerungen von US-Präsident Donald Trump zum russischen Angriffskrieg auf ihr Land reagiert. „Seine Äußerungen sorgen für Verwunderung, Angst und Entsetzen“, sagte die Vorsitzende des Ukrainischen Vereins in Niedersachsen, Oksana Janzen, am Donnerstag in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Denn man weiß nicht, was in der Zukunft passiert.“ Der in der Ukraine geborene Pastor Andreas Hamburg aus Bremen sagte, Trump betreibe eine „dreifache Schuldumkehr“.
Trump hatte am Mittwoch gesagt, der ukrainische Präsident sei ein „Diktator ohne Wahlen“. Er wies außerdem der Ukraine die Verantwortung für den Krieg zu mit der Formulierung, die Ukraine hätte diesen Krieg niemals zulassen dürfen, sondern einen Deal machen sollen. Trump wiederholte damit bekannte russische Propaganda-Narrative.
„Für uns ist unverständlich, dass der Präsident der ältesten Demokratie in dieser Welt die Fakten verdreht und sich mit dem russischen Diktator anfreundet“, betonte Janzen: „Jeder Mensch, der vernünftig denken kann, regt sich über diese Dinge auf.“ Solche Worte brächten die Ukraine nicht dem ersehnten Frieden näher, sondern legten den Grundstein für weiteren Krieg.
Das Wort „Deal“ könnten viele Ukrainerinnen und Ukrainer schon nicht mehr hören, betonte Janzen. „Einen Deal kann man in Friedenzeiten schließen in Wirtschaftsbeziehungen. Aber man macht keinen Deal über Menschenleben.“ Dieser Krieg könne nicht mit einem Deal beendet werden. Die Ukrainer wüssten, dass Russland sich an einen Deal nicht halten werde.
Die jetzige Situation werde hoffentlich zu einem „Erwachen“ der europäischen Politiker führen, sagte die Vorsitzende. Denn die Ukrainer seien die „letzte Bastion“, die Frieden, Freiheit und Demokratie in Europa schütze.
Zwar gingen die Spenden für die Ukraine aktuell zurück, sagte Janzen. Der Ukrainische Verein in Niedersachsen, werde aber nicht nachlassen, Hilfslieferungen für das Heimatland zu organisieren. „Wir werden weitermachen bis zum Kriegsende und darüber hinaus, wenn Unterstützung beim Wiederaufbau gebraucht wird. Wir verlieren nicht die Motivation, nur weil aus Amerika solche Dinge kommen.“
Der Bremer Pastor Hamburg verglich Trumps Äußerungen mit der biblischen Erzählung vom barmherzigen Samariter, der einem Überfallenen hilft: „Jetzt kehrt der Samariter zurück und fordert von dem überfallenen Verwundeten, den er versorgt hat, das Geld zurück. Außerdem beschuldigt er ihn, die Misere selbst verursacht zu haben. Und schließlich liefert er ihn auch noch den Räubern aus.“ Das löse unter den Geflüchteten aus der Ukraine Sprachlosigkeit und Starre aus.