Noch ist wenig bekannt über die theologische Ausrichtung von Papst Leo XIV. In einer Predigt an seine Mitarbeiter hat er nun eine mögliche Öffnung angedeutet. Dabei ging es um Grundlagen der katholischen Kirche.
Papst Leo XIV. hat ein theologisches Prinzip, das bislang zur Begründung des ausschließlich männlichen Priestertums in der katholischen Kirche ausgelegt wurde, offener als seine Vorgänger interpretiert. Er äußerte sich in einer Predigt am Montag im Petersdom vor rund 4.000 Mitarbeitern des Vatikans, darunter Hunderte Priester, Bischöfe und viele Kardinäle.
Inhaltlich sprach er über das “marianische” und das “petrinische” Prinzip in der Kirche. Die Begriffe hatte der Schweizer Theologe Hans Urs von Balthasar (1905-1988) geprägt.
Dabei geht es um die besondere Rolle Marias als Mutter der Kirche und um die Rolle des Petrus und der ausschließlich männlichen Apostel, wie sie in der Bibel überliefert sind. Aus diesen sehr verschiedenen Rollen wurde bislang, auch von Leos Vorgänger Franziskus, argumentiert, dass in der Nachfolge des Petrus nur Männer ein Weiheamt empfangen können, während die Kirche als Ganzes so wie Maria “weiblich” und in Werken der Nächstenliebe “fruchtbar” ist.
Zu diesem Thema führte der neue Papst nun aus: “Die Fruchtbarkeit der Kirche (…) verwirklicht sich in der Existenz ihrer Glieder in dem Maße, in dem sie (…) lieben wie Jesus geliebt hat.” Weiter sagte er: “Tatsächlich ist diese Fruchtbarkeit Marias und der Kirche untrennbar mit ihrer Heiligkeit verbunden, das heißt mit ihrer Gleichgestaltung mit Christus.” Der Heilige Stuhl lebe “in der Heiligkeit eines jeden seiner Mitglieder.”
Mit Blick auf die im Vatikan arbeitenden Männer und Frauen führte der Papst aus: “Der beste Weg, dem Heiligen Stuhl zu dienen, besteht also darin, sich zu bemühen, heilig zu sein, jeder von uns, je nach seinem Lebensstand und der ihm anvertrauten Aufgabe.” Dies gelte sowohl für Priester als auch für Familienväter und -mütter. Petrus werde “von Maria in seinem Amt unterstützt”. Ebenso unterstütze die Mutter Kirche den Dienst der Nachfolger Petri mit dem marianischen Charisma.
Der Papst fuhr fort: “Der Heilige Stuhl erfährt in ganz besonderer Weise die Ko-Präsenz der beiden Prinzipien, des marianischen und des petrinischen Prinzips. Und es ist das marianische Prinzip, das die Fruchtbarkeit und Heiligkeit des petrinischen Prinzips mit seiner Mutterschaft, einem Geschenk Christi und des Heiligen Geistes, gewährleistet”.
Leo XIV. äußerte sich nicht explizit dazu, ob er daran festhält, dass das sogenannte petrinische Prinzip weiterhin ausschließlich Männern vorbehalten sein soll. Was die “Ko-Präsenz” beider Prinzipien im Zentrum der Kirche in der Konsequenz bedeutet, ließ er offen.