Mit Autorengesprächen und Preisverleihungen ist die Leipziger Buchmesse am Freitag fortgesetzt worden. Der Träger des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung, Alhierd Bacharevic, betonte dabei die politische Kraft der Literatur. Jedes literarische Werk sei eine politische Erscheinung, sagte der belarussische Schriftsteller, der seit 2020 im Exil lebt. Das Schreiben sei „ein Akt eines freien Menschen“.
„Wir können nicht selbst entscheiden, ob wir politisch sind, unsere Texte sprechen für sich“, sagte Bacharevic, der am Mittwoch den Leipziger Buchpreis für seinen Roman „Europas Hunde“ erhalten hat. Die Jury attestierte dem Werk des 1975 in Minsk geborenen Schriftstellers eine „wilde Mischung aus Politthriller, Epos, Abenteuergeschichte, Satire und Märchen“. Ihm sei „eine furiose literarische Zukunftsvision“ gelungen.
Der Mensch stehe „tatsächlich vor dem Abgrund einer großen Katastrophe“, betonte Bacharevic. Dass er selbst derzeit ins Exil gezwungen werde, sei seine persönliche Erfahrung des Widerstands. Er sei „wider Willen politischer Widerstandskämpfer“ geworden.
In einer Halbzeitbilanz teilte die Buchmesse mit, dass erneut zahlreiche Lesebegeisterte in Leipzig zu Gast sind. An den ersten beiden Messetagen kamen demnach rund 96.000 Besucherinnen und Besucher und damit rund 8.000 mehr als im vergangenen Jahr.
Auch am Freitag wurden mehrere Buchpreise verliehen. Den deutsch-französischen Franz-Hessel-Preis für zeitgenössische Literatur bekamen die Autorinnen Zora del Buono und Beata Umubyeyi Mairesse. Die mit jeweils 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde in diesem Jahr erstmals auf der Leipziger Buchmesse verliehen.
Die in Zürich geborene del Buono wurde für ihr Buch „Seinetwegen“ geehrt. Mairesse erhielt den Preis für „Le convoi“ („Der Konvoi“), ein Buch zum Völkermord in Ruanda vor 30 Jahren, den sie überlebt hat. Die Auszeichnung ehrt Autorinnen und Autoren, die meist noch wenig bekannt und deren Werke oft noch nicht übersetzt sind. Namensgeber ist der Schriftsteller und Übersetzer Franz Hessel (1880-1941), der als ein Vermittler zwischen Deutschland und Frankreich gilt.
Der Berliner Verlag „Theater der Zeit“ erhielt den mit 35.000 Euro dotierten Kurt-Wolff-Preis. Zur Begründung hieß es, der Kulturverlag präsentiere mit einer Zeitschrift und in Büchern die Schauspielkunst auf vielfältige Weise und mit brillanter Recherche. Dort sind unter anderem Bücher über Heiner Müller, Einar Schleef und Thomas Brasch erschienen. Der Verleger Kurt Wolff (1887-1963) lebte und wirkte unter anderem in Leipzig.
Unter den prominenten Autorinnen und Autoren auf der Buchmesse war auch der Historiker Wolfgang Benz. Sein Buch „Zukunft der Erinnerung. Das deutsche Erbe und die kommende Generation“ ist kürzlich erschienen. In Gesprächen auf der Messe mahnte er ein vehementes Ringen um Demokratie an. Zugleich rief er zu einer sachlichen Erinnerungskultur auf.