Trotz des Verbots einer von linken Autonomen für Samstag in Leipzig angemeldeten Versammlung bereiten sich sächsische Behörden auf einen Großeinsatz vor. Nach dem Urteil gegen die mutmaßliche Linksextremistin Lina E. würden in Leipzig viele dezentrale Aktionen erwartet, teilte die Polizeidirektion Leipzig am Freitag mit. An mehreren Straßen und am Hauptbahnhof werde der Anreiseverkehr überprüft. Es sei mit Anreisenden im vierstelligen Bereich zu rechnen.
Von Freitag- bis Sonntagabend werde ein sogenannter Kontrollbereich im Stadtzentrum und in einigen weiteren Stadtteilen eingerichtet. Dort können Beamte den Angaben zufolge ohne besonderen Anlass Menschen anhalten und deren Identitäten feststellen. Wegen kursierender Gewaltaufrufe werden Krawalle befürchtet.
Versammlung verboten
Die linke autonome Szene hatte zuvor für den Samstag nach dem Urteil gegen Lina E. einen „Tag X“ angekündigt, um ihre Sympathie mit der Verurteilten zu bekunden. Für jedes Jahr der gegen sie verhängten Haftstrafe wollte sie eine Million Euro Sachschaden anrichten. Die in Leipzig wohnhafte Lina E. wurde am Mittwoch zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Weil sie aber bereits zweieinhalb Jahre in Untersuchungshaft saß, wurde sie unter strengen Auflagen zunächst freigelassen.
Das Ordnungsamt der Stadt Leipzig hat die für Samstag im Stadtteil Connewitz angemeldete Versammlung wegen der Gefahrenprognosen der Behörden verboten. Es begründete seine Entscheidung mit der Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Der Aufzug sollte unter dem Motto „United we stand – Trotz alledem, autonomen Antifaschismus verteidigen!“ stehen.
Auf freiem Fuß
Mit Lina E. wurden vor dem Oberlandesgericht Dresden drei weitere mutmaßliche Linksextremisten zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Auch sie sind derzeit noch auf freiem Fuß. Bereits während der Urteilsverkündung sowie am Abend danach hatte es heftige Proteste gegeben. In Leipzig wurden Polizisten massiv angegriffen.