Das Ziel war klar: Patienten sollen sich im Internet schnell über das beste Krankenhaus für ihre Behandlung informieren können. Doch dann herrschte Chaos. Der Bundesgesundheitsminister verspricht ein Update.
Nach heftiger Kritik von Krankenhäusern und Verbänden startet Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den Klinik-Atlas neu. “Wir unterziehen den Klinik-Atlas einem umfassenden Update, machen ihn für Patientinnen und Patienten sehr viel leichter verständlich”, sagte Lauterbach der “Rheinischen Post” (Mittwoch). Bisher mache der Atlas für 23.000 verschiedene Eingriffe detaillierte Angaben, was für viele Bürger und Hausärzte unübersichtlich sei. “Nun wollen wir zunächst für die 20 wichtigsten Eingriffe zeigen, wie gut welches Haus hier ist.” Der neue Atlas solle schon in wenigen Tagen starten, kündigte der SPD-Politiker an.
Der Bundesklinik-Atlas war im März an den Start gegangen. Er soll Patienten über die Qualität der Krankenhäuser, die Zahl der entsprechenden Eingriffe und Fehlerquoten aufklären. Wie die “Rheinische Post” weiter berichtet, sollen Patienten beim Update auf der Startseite über größere Kacheln mit allgemeinen Begriffen wie zum Beispiel Krebs, Herz oder Knochen und Gelenke geführt werden. Dahinter fächern sich dann einzelne Erkrankungen und Operationen auf wie Darmkrebs, Brustkrebs, Magenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Bypass- und Stent-Operationen. Später sollen weitere wichtige Gruppen von Krankheiten folgen.
Die Grafiken geben künftig für Kliniken einer Region an, wie häufig sie eine bestimmte Krankheit behandeln. “Wir differenzieren dabei mit einem Tachosystem, wer überdurchschnittlich viele oder wenige Behandlungen pro Jahr macht”, erläuterte Lauterbach. “Komplizierte Eingriffe sollten wir nur denjenigen überlassen, die ausreichend Erfahrung haben. Im klinischen Alltag ist Routine Gold wert”, unterstrich er.
Die Kritik, die es an der ersten Version gegeben hatte, wies Lauterbach zurück: “Zum großen Teil ist sie unberechtigt. Die verwendeten Behandlungsdaten, hinter denen 16 Millionen Versicherte stehen, stimmen. Wären Daten falsch gewesen, hätte ich den Atlas vom Netz genommen”, so der Minister. “Die Debatte hat aber auch gezeigt, dass der Atlas zu komplex für Laien ist. Nun gehen wir den amerikanischen Weg: Wir sind pünktlich mit einer Version gestartet, im zweiten Schritt bringen wir eine verbesserte Version an den Start.”
Die Ankündigung Lauterbachs traf auf heftige Kritik. Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Tino Sorge (CDU), erklärte, der Minister habe mit seinem Klinik-Atlas einen Fehlstart nach Maß hingelegt und ein kommunikatives Desaster verursacht. “Karl Lauterbach ist mit seinen eigenen Ansprüchen an Transparenz und Qualität krachend gescheitert; er muss die Patientinnen und Patienten um Entschuldigung bitten.” Lauterbach habe offensichtlich vorschnell und überhastet die erste Version des Atlas online gestellt.
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, sprach von einer Bankrotterklärung auf Kosten des Steuerzahlers. “Es gibt nur einen vernünftigen Schritt zum Schutz der Patientinnen und Patienten: Der Minister muss diesen Klinik-Atlas sofort abschalten und grundsätzlich so überarbeiten und von Fehlern befreien, dass ihn die Patientinnen und Patienten unbesorgt nutzen können.”
Zielgruppe des Lauterbach-Atlas seien doch immer die Laien gewesen. “Wenn man feststellt, dass man dieses zentrale Ziel verfehlt hat, entstehen erhebliche Zweifel an der wissenschaftlichen und methodischen Kompetenz der verantwortlichen Entwickler des Lauterbach-Atlas.”