In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 14. Dezember, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:
Drei Frauen und ein Mann, die Opfer von Gewaltverbrechen geworden sind, treffen im Rahmen eines therapeutischen Angebots im geschützten Raum auf verurteilte Gewalttäter. Hinzu kommt für eine der Frauen eine Konfrontation mit dem Bruder, der sie sexuell missbraucht hat. Opfer wie Täter reagieren zunächst skeptisch auf die Mediation, in den von Sozialarbeitern begleiteten Gesprächen kristallisieren sich aber bald auch Fortschritte heraus. Das konzentrierte und sensible Ensembledrama zeigt anhand individueller Geschichten die Erfolge des tatsächlich existierenden “Restorative Justice”-Programms auf. Dabei rücken intensiv Fragen nach Vergebung und Einfühlung in die schmerzhaften Erfahrungen des Anderen in den Vordergrund. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621324/all-eure-gesichter
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Nach einem heftigen Sturm landen vier in München gestrandete Reisende gemeinsam in einem Taxi, das sie dringend nach Hamburg kutschieren soll. Der Fahrer (Joachim Krol) ist allerdings auf niemanden gut zu sprechen, und auch die Fahrgäste (Iris Berben, Nilam Farooq, Ben Münchow, Lena Urzendowsky) sind sich nicht grün. Auf dem Weg quer durch Deutschland führt das Auto-Kammerspiel auch mental durch die Schlachtfelder der gesellschaftlichen Kontroversen. Die etwas holprige Komik resultiert zunächst aus betont schablonenhaft dargestellten Charakteren, gewinnt durch das immer nuanciertere Spiel der Darsteller und ein kluges Drehbuch aber zunehmend an Plastizität. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621357/791-km
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Eine unscheinbare Frau (Thomasin McKenzie) arbeitet in den 1960er-Jahren im US-Bundesstaat Massachusetts in einem Gefängnis, pflegt ihren alkoholkranken Vater und lenkt sich mit sexuellen Fantasien von ihrem trostlosen Alltag ab. Die Begegnung mit einer verführerischen neuen Kollegin (Anne Hathaway) erweckt in ihr nicht nur romantische Gefühle, sondern droht auch lange unterdrückte Energien freizusetzen. Behutsam erzählt und visuell an alte Filme angelehnt, steuert das düstere Drama auf eine Eskalation zu, die sich aus einem unerfüllten Leben speist. Zwar wirkt die stärker auf Figuren und Konflikte als auf eine klassische Thriller-Handlung zugeschnittene Inszenierung manchmal etwas unausgewogen, doch der Film besticht mit einer stimmigen Ästhetik, Ambivalenz und überzeugenden Hauptdarstellerinnen. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621935/eileen
In kaum einem Gesellschaftsbereich wird das binäre Geschlechtersystem so hartnäckig aufrechterhalten wie im Sport. Wann immer weibliche Athletinnen mit außergewöhnlichen Körpern außergewöhnliche Leistungen vollbrachten, erregten sie Verdacht, wurden aus Wettkämpfen ausgeschlossen und aus der Geschichtsschreibung gestrichen. Mit einer Mischung aus Collage, Stilisierung, performativen Elementen und Agitprop reist der Film zusammen mit einem queeren Kollektiv durch Vergangenheit und Gegenwart der olympischen Laufdisziplinen. Über die späte Würdigung marginalisierter Athletinnen und das Aufzeigen von Missständen hinaus wird dabei eine queer-feministische Alternative zur Welt des Sports entworfen. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621710/life-is-not-a-competition-but-im-winning
Der norwegische Maler Edvard Munch (1863-1944) zählte als Mitbegründer des Expressionismus zu den bedeutendsten Künstlern der Moderne. Heute hängen seine Arbeiten in den wichtigsten Museen der Welt. Der biografische Film entfaltet anhand von vier Episoden das Porträt eines unruhigen Geistes. Mit seiner nicht-linearen Erzählweise, unterschiedlichen Stilen und der Besetzung mit verschiedenen Schauspielern verfolgt der Film ein ambitioniertes Konzept, bewegt sich inhaltlich aber allzu nahe am konventionellen Topos des männlichen Künstlergenies als missverstandener Außenseiterfigur. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621356/munch
Zwei Kinder entdecken mit einem selbstgebauten Radioteleskop Signale von Außerirdischen, was ihnen aber niemand glauben will. Als die Europäische Raumfahrtagentur sie dennoch zu einem Raketenstart nach Französisch-Guayana einlädt, nutzen sie die Chance zu einer Spritztour ins All, wobei sie einer sinistren Verschwörung auf die Schliche kommen. Die wilde Science-Fiction-Geschichte setzt ihre Prämissen lustvoll, jedoch nicht entschlossen genug um. Die CGI-Effekte sind größtenteils annehmbar und die Schauspieler durchweg überzeugend, doch das Drehbuch strapaziert allzu sehr Logik und Geduld. – Ab 10.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621359/wow-nachricht-aus-dem-all
Nach der schon vielfach verfilmten Kurzgeschichte “Children of the Corn” von Stephen King erzählt der US-amerikanische Horrorfilm von einer Verschwörung unter Kindern, die es leid sind, für die Unzulänglichkeiten ihrer Eltern geradestehen zu müssen. Unter Führung eines 12-jährigen Mädchens, das von einem in den riesigen Maisfeldern hausenden Dämon besessen ist, übernehmen die Kinder die Kontrolle über die Kleinstadt Rylstone. Sie ziehen alle Erwachsenen, die sich von der Maiswirtschaft ab- und einer ökologischeren Landwirtschaft zuwenden wollen, blutig zur Rechenschaft. In einem brutalen Amoklauf metzeln sie viele der Erwachsenen, aber auch andere nieder, die sich ihnen widersetzen. Nur eine ältere Schülerin, die auf dem Sprung in die Großstadt nach Boston ist, wo sie Mikrobiologie studieren will, widersteht dem Gruppenzwang. Ein zweifelhafter Low-Budget-Horrorthriller über grausame Kinderrituale, Manipulation und Verführbarkeit. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622037/kinder-des-zorns-2020
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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:
5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk
4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend
4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert
3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend
3 Sterne: solide und interessant
2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt
2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß
1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen
1 Stern: dürftig, enttäuschend
0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch
0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung