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Kritik an geplanter Arbeitszeitstudie für Lehrkräfte

Sachsen will im Rahmen einer Studie im nächsten Schuljahr 2024/2025 die Arbeitszeit von einem repräsentativen Teil der Lehrkräfte erheben. Wie das Kultusministerium am Mittwoch in Dresden mitteilte, nehmen 4.500 Lehrerinnen und Lehrer an der bundesweit einmaligen Untersuchung teil. Berücksichtigt werde die gesamte unterrichtliche sowie außerunterrichtliche Tätigkeit der sächsischen Lehrkräfte, auch während der unterrichtsfreien Zeit.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen kritisiert das Vorhaben. Die Erhebung bedeute für die ausgewählten Lehrkräfte eine immense Mehrbelastung, insbesondere da sie sich ihre Teilnahme nicht aussuchen könnten und dazu verpflichtet würden. Die Studienteilnehmenden seien daher zeitlich oder finanziell zu entschädigen.

Zudem zweifelt die Bildungsgewerkschaft an der Notwendigkeit der Untersuchung. Es gebe bundesweit bereits mehrere repräsentative Studien. Sie alle zeichneten ein einhelliges Bild: Lehrkräfte hätten im Durchschnitt eine 50-Stunden-Woche. Die bisherigen wissenschaftlichen Studien seien ernst zu nehmen. Es gelte, „endlich für Entlastung zu sorgen“. Es sei nicht zu verstehen, dass die bisherigen Ergebnisse aus der Wissenschaft „offenbar ignoriert werden“.

Der Vorsitzende der GEW Sachsen, Burkhard Naumann, erklärte: „Die Behauptung, die Arbeitszeit von Lehrkräften sei eine Black Box, ist schlicht falsch.“ Eine neue Studie bringe vielleicht noch mehr Erkenntnisse. „Sie entbindet das Kultusministerium aber nicht von seiner Fürsorgepflicht als Arbeitgeber, endlich für mehr Entlastung zu sorgen“, erklärte Naumann.

Kultusminister Christian Piwarz (CDU) begründete sein Vorhaben mit den Worten, es gehe darum, die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte genau zu ermitteln. Nur auf der Basis valider Daten könne festgestellt werden, ob die Arbeitszeit der Lehrkräfte ausreicht, um den vielfältigen Tätigkeiten des Berufs nachzukommen.

„Die Unterrichtszeit spiegelt nur den sichtbaren Teil der Arbeitszeit unserer Lehrerinnen und Lehrer wider“, erklärte Piwarz. Der andere Teil liege in einer „Black Box“ verborgen. Das Ergebnis der Untersuchung solle Transparenz schaffen und dazu beitragen, „zielgenauere Maßnahmen zur Unterrichtsabsicherung abzuleiten“.

Auch der sächsische Lehrerverband äußert sich skeptisch. Er übt Kritik an der Handhabung des digitalen Erfassungstools und fordert Nachbesserungen. Der stellvertretende Landesvorsitzende René Michel erklärte: „Die Arbeitszeiterfassung darf für die Teilnehmenden nicht zur Belastung werden.“ Diese verpflichtende Zusatzaufgabe müsse zudem anerkannt und angemessen entschädigt werden.

Die Teilnehmenden der Erhebung wurden laut Kultusministerium in einer zufälligen Stichprobe erhoben und per Post informiert. Es handelt sich um 4.100 Lehrerinnen und Lehrer sowie 410 Schulleiterinnen und Schulleiter. Insgesamt gibt es in Sachsen derzeit mehr als 33.000 Lehrkräfte.

Bei der Erhebung tragen die Teilnehmenden ihre Arbeitsstunden in einem Online-Formular ein. Zusätzlich sind Interviews zur subjektiven Belastungswahrnehmung geplant. Die Kosten bezifferte das Kultusministerium auf rund 540.000 Euro.