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Kraftquelle Gebet

Andacht über den Predigttext zum Sonntag Rogate: Kolosser 4, 2-4

Predigttext
2 Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung! 3 Betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir vom Geheimnis Christi reden können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin, 4 auf dass ich es so offenbar mache, wie ich es soll.

Seit vielen Jahren jogge ich. Dabei kann man vieles überdenken, neu planen. Der Kopf wird frei.
Dann kam der Einbruch. Nach einer schweren Erkrankung war es mir nicht mehr möglich, die ganze Strecke zu bewältigen – eine bittere Erfahrung. Nach Abschluss der Behandlung wollte ich mein altes Pensum wieder erreichen. Aber ich brauchte Unterstützung und Ablenkung, um nicht an jeden Schritt oder jeden Meter zu denken. Da fing ich an zu beten. Kein Wunschgebet, sondern das vertraute Vaterunser und das Glaubensbekenntnis, immer wieder. Der Rhythmus trug mich vorwärts. Das gab mir Kraft. Heute bete ich immer noch beim Laufen.

Betretenes Schweigen im Freundeskreis

Fragt man im Freundeskreis: „Betest du?“, tritt meist betretenes Schweigen ein. Warum? Betet man mehr im Verborgenen, mehr im Stillen heute? Nicht in Gemeinschaft mit anderen Gläubigen im Gottesdienst? Ist Beten vielleicht ein Auslaufmodell, nicht mehr zeitgemäß? Wo ist mein Gegenüber? Wo ist dieser Gott? Schwebt er oben über den Wolken? Habe ich mit meinem Gebet Erfolg oder Misserfolg?
Der aufgeklärte Mensch wird doch wohl nicht meinen, dass er durch Nachsprechen von Worten die Wirklichkeit verändern könne. Es ist doch vielmehr wichtig, die Wirklichkeit selbst tatkräftig zu verändern. Man ist doch für sein Leben allein verantwortlich.
In der Fassung von Jörg Zink heißt es im Brief an die Kolosser: „Achtet darauf, dass euer Gespräch mit Gott nicht verstummt.“ Luther ist deutlicher: „Seid beharrlich.“ Beharrlich ist eines der etwas ältlichen, nicht unbedingt mehr positiv besetzten Worte. Doch im Zusammenhang mit dem Gebet ist die Botschaft klar. Lasst euch nicht beirren, betet immer wieder.
Wie fange ich aber an? Beten ist zunächst Schweigen vor Gott. Vielleicht auch Überwältigtsein von Gottes wunderbarer Welt unter einem phantastischen Sternenhimmel, am Ufer der Meere mit ihrer unendlichen Weite, oder im Farbenspiel der Wüste. Da kann sich der Kontakt entwickeln. Beten ist eine besondere Verbindung zu Gott.
Es gibt so viele Möglichkeiten zu beten. Dankgebete, Tischgebete, Abendgebete, Stoßgebete. Als Kind war mein Abendgebet: Ich bin klein, mein Herz ist rein, soll niemand drin wohnen als Jesus allein. In meiner Erinnerung war es zum Glück kurz, aber irgendwie beruhigend und tröstend.

So viele Möglichkeiten zu beten

Mit meinen Enkeln bete ich heute anders. Ich lasse sie selber formulieren, was ihnen der Tag gebracht hat und was sie sich und ihren Eltern wünschen. Im Mittelpunkt steht Gott, dem sie alles anvertrauen können und der sie beschützt.
Paulus hat in seinem Brief einen Wunsch. Er ist im Gefängnis, als er den Brief an die Gemeinde in Kolossae, einer kleinen Stadt im Lykustal (heute Türkei), schreibt. Er kann also nicht selbst öffentlich wirken. Sein Wunsch ist daher: Betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir vom Geheimnis Christi reden können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin.
Für jemanden beten, vielleicht verbunden mit dem Anzünden einer Kerze in der Kirche oder zu Hause. Ist das nicht ein wunderbarer Brauch? Hier denkt ein Mensch an dich, betet und bittet für dich.

Fürbitte ist ein wunderbarer Brauch

Den Kontakt zu Gott kann man auch auf anderen Wegen finden. Gospels zu singen, sind eine Möglichkeit des Gebets. Oder Pilgern. Zum Beispiel auf dem Jakobsweg. Wichtig ist allein, dass wir mit Gott ins „Gespräch“ kommen.
Vielleicht helfen auch Prominente, die als Vorbild dienen. In einer großen Wochenzeitung wurde vor Kurzem ein Interview mit Jerome Boateng veröffentlicht. Der berühmte Fußballer hatte krankheitsbedingt in seinem Leben schwierige Zeiten. Auf die Frage, was ihm in dieser schwierigen Zeit geholfen hat, sagte er: Gespräche mit Gott geben mir Kraft.