LEMGO – Das deutschlandweit einzigartige Konfessionsmodell der Lippischen Landeskirche ist nach Worten des Superintendenten der Lutherischen Klasse, Andreas Lange, eine Folge der Reformationszeit. Seit dem 19. Jahrhundert gelte für die Lippische Landeskirche, dass es gleichberechtigt zwei evangelische Konfessionen – reformiert und lutherisch – mit zwei leitenden Geistlichen gebe, sagte Lange in Lemgo. Daher sei Lippe auch die einzige Landeskirche in der Evangelischen Kirche in Deutschland ohne „evangelisch“, „reformiert“ oder „lutherisch“ im Titel.
Schon kurz nach Luthers Thesenanschlag sei Lemgo lutherisch geworden, später dann ganz Lippe, erklärte Lange. 1605 sei das Lipperland dann reformiert geworden, nur Lemgo sei lutherisch geblieben. Anders als oft in Europa sei „lutherisch“ in Lippe die Religion der Bürger, eine Bewegung von unten gewesen. Die reformierte Konfession hingegen sei damals die Religion der Fürsten gewesen, die von der Obrigkeit verordnet worden sei.
„Auch wenn es mehr Reformierte als Lutheraner in Lippe gibt, an Rechten sind beide Konfessionen gleichgestellt“, erläuterte der leitende Geistliche der elf lutherischen Gemeinden der insgesamt 69 Gemeinden der Landeskirche. Die geistliche Leitung der reformierten Gemeinden hat der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Dietmar Arends, der an der Spitze der rund 163 000 Mitglieder zählenden Landeskirche steht.
Das Reformations-Jubiläumsjahr wolle nicht nur über Vergangenes informieren, sondern auch Menschen in der Gegenwart Orientierung bieten, sagte Lange. Glücklicherweise würden heute Konfessionen nicht mehr voneinander trennen. Lutheraner und Reformierte hätten Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft. „Konfessionen sind ein großer Schatz, sind die Profile des Glaubens“, unterstrich der Theologe. Sich in der eigenen Religion auszukennen und darüber sprechen zu können, sei daher ein Thema des Reformationsjahres.
In Lippe gebe es in diesem Jahr einen doppelten Grund zum Feiern, erklärte der Superintendent. Neben dem 500. Jahrestag von Luthers Thesenanschlag gebe es auch ein 400-Jahr-Jubiläum. „Im August 1617 wurde auf dem Gut Rörentrup zwischen Lemgo und Detmold ein Vertrag geschlossen, dass es in Lippe dauerhaft Lutheraner und Reformierte geben soll.“ Darauf gehe eine großen Ausstellung ab Ende August im Lemgoer Städtischen Museum im Hexenbürgermeisterhaus ein.
Zudem gebe es unter dem Motto „Glaube, Recht & Freiheit“ unter anderem Stadtführungen, ein Buch mit Aufsätzen zu lippischer Reformationsgeschichte und eine Reformations-App fürs Smartphone.
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Konfessionen sind Schatz des Glaubens
Einzigartiges Konfessionsmodell in Lippe geht auf Reformation zurück

Norbert Neetz