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Kohleausstieg gefordert

Über 10 000 Teilnehmende bei Demonstration des Aktionsbündnisses aus Umweltschutz- und Hilfsorganisationen vor Beginn des Klimagipfels in Bonn

Meike Boeschemeyer

Bonn – Vor Beginn der Weltklimakonferenz haben in Bonn Tausende Menschen friedlich für einen Ausstieg aus der Kohleverstromung demonstriert. Unter dem Motto „Klima schützen – Kohle stoppen“ forderte ein Aktionsbündnis aus Umweltschutz- und Hilfsorganisationen, darunter die kirchlichen Hilfswerke „Brot für die Welt“ und „Misereor“ von der neuen Bundesregierung ein stärkeres Engagement für den Klimaschutz. Nach Schätzungen der Polizei nahmen an der Veranstaltung mehr als 10 000 Menschen teil, die Veranstalter sprachen von rund 25 000 Demonstranten. Anlass der Großdemonstration war die Weltklimakonferenz vom 6. bis 17. November in Bonn.

„Brot für die Welt“ fordert konkrete Finanzzusagen

„Brot für die Welt“ fordert von der Staatengemeinschaft konkrete Finanzzusagen für die ärmsten Länder. Angesichts der Unwetter und Hurrikans in Amerika und Asien sowie der Dürre in Ostafrika müsse der UN-Klimagipfel ambitionierte Ergebnisse liefern, sagte die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks, Cornelia Füllkrug-Weitzel, in Berlin. Dies gelte umso mehr, da US-Präsident Donald Trump aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen wolle. Alle Staaten tragen laut Füllkrug-Weitzel die Verantwortung, die Folgen der Erderwärmung gemeinsam zu stemmen und den bereits massiv betroffenen Menschen zu helfen.
Als kleinen Lichtblick wertet „Brot für die Welt“ die Klimarisikoversicherungen, für die sich Deutschland engagiert: Allerdings griffen diese Policen nur bei kurzzeitigen extremen Wetterereignissen und reichten deshalb nicht aus.
„Wir fordern von der Bundesregierung einen klaren Ausstiegspfad aus dem Braunkohle-Tagebau und den Kohlekraftwerken“, sagte Kathrin Schröder, Energieexpertin von des katholischen Hilfswerks „Misereor“. Nur so könnten die von der Bundesregierung selbst gesteckten Klimaschutzziele erreicht werden. Zudem müssten die reichen Staaten als Hauptverursacher des weltweiten CO2-Ausstoßes die ärmeren Länder bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels stärker unterstützen.
Der Vorsitzende des „Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ (BUND), Hubert Weiger, forderte von den neuen Koalitionspartnern in Berlin, die Klimaziele endlich umzusetzen. An die Adresse von Bündnis 90/Die Grünen appellierte Weiger, sich in möglichen Koalitionsverhandlungen konsequent für den Klimaschutz einzusetzen. „Der Kohleausstieg sollte für die Grünen die rote Linie sein, die sie nicht überschreiten.“
Der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Anton Hofreiter, sagte am Rande der Kundgebung, seine Partei werde auf konsequente Maßnahmen zum Klimaschutz beharren. „Für uns ist klar, dass in einer Koalitionsvereinbarung echter Klimaschutz drin sein muss.“ Er erhoffe sich von dem Bonner Gipfel ein Signal für eine entschiedenere Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. „Es kommt jetzt darauf an, dass Deutschland mit gutem Beispiel vorangeht.“
Zu der 23. Weltklimakonferenz werden bis zu 25 000 Teilnehmende aus 197 Staaten erwartet. Ausgehandelt werden soll die Umsetzung des 2015 beschlossenen Pariser Klimaabkommens, das darauf zielt, die Er­d­erwärmung auf 1,5 bis zwei Grad zu begrenzen. epd/UK