Erst vor Kurzem sind zwei Frauen in die Communität Christusbruderschaft (CCB) im oberfränkischen Selbitz eingetreten. „Im Vergleich zu früher sind die Menschen heute älter, wenn sie sich für diesen Schritt entscheiden“, sagt Schwester Birgit-Marie Henniger. Sie ist die Priorin der evangelischen Gemeinschaft, die seit 1949 besteht. Derzeit gehören 95 Schwestern und zwei Brüder zur Communität. Daneben gibt es die Tertiärgemeinschaft. Das sind mehr als 100 Menschen, die sich als eine Weggemeinschaft verstehen, die verbindlich und konkret die Berufung und Spiritualität der Communität teilt und in ihrem Alltag lebt.
Die Schwestern und Brüder leben nach den drei evangelischen Räten: Armut, Keuschheit und Gehorsam. Ihr Alltag ist bestimmt von den täglichen Gebetszeiten. „Der Weg ins Kloster ist eine Art Konzentration. Man begibt sich auf einen Weg mit Gott und sucht Zeiten der Stille“, sagt Schwester Birgit-Marie. „Aber man begibt sich auch in eine Gemeinschaft und muss sich im Miteinander einfinden.“
Gottesdienststreams und Online-Bibelgespräche
Sie macht keinen Hehl daraus, dass die Nachfrage zurückgeht und auch mal jemand austritt. „Wenn jemand merkt, dass es nicht der richtige Weg ist, ist es nur konsequent wieder zu gehen.“ Ein großer Teil der Schwestern und Brüder sind über 60 Jahre alt. „Aber die Berufung ist lebenslang. Auch wenn man in Rente geht – Schwester bleiben wir. Im Alter liegt ein großer Erfahrungsschatz.“
Der Auftrag der Communität ist geblieben – Gott zu den Menschen bringen. „Da sind im Laufe der Jahre immer wieder neue Formate entstanden“, berichtet die Priorin. Zuletzt durch die Corona-Pandemie. „Wir streamen Gottesdienste, bieten Bibelgespräche per Online-Konferenz und bieten Veranstaltungen aus dem Gästehaus auch digital an.“
Diskussionen um die Tracht
Die Schwestern sind in unterschiedlichen Arbeitsbereichen aktiv: Verwaltung, Garten, Küche, Schneiderei, im Pflegeheim oder im Gästehaus. Eine Schwester ist angehende Pfarrerin, eine andere lehrt an der Universität in Erlangen. Ein wesentlicher Arbeitsbereich ist Gästearbeit in verschiedenen Orten. Das Angebot reicht von Seminaren zu verschiedenen Themen über Familienfreizeiten bis hin zu Seelsorge und geistlicher Begleitung.
Immer wieder einmal wird über die Tracht diskutiert. „Uns ist die Tracht wichtig. Wir setzen damit ein Zeichen.“ Wenn die Schwestern unterwegs sind, werden sie oft darauf angesprochen. „Manchmal auch angepöbelt und beschimpft. Oft ergeben sich durch die Tracht gute und tiefe Gespräche“, sagt Schwester Birgit-Marie.
Etwas Verwirrung gibt es manchmal beim Namen der CCB: „Christusbruderschaft“ bedeutet, dass Jesus Christus als Bruder erfahren wird – nicht, dass dort nur Männer leben. „Das kann ich für uns alle sagen: Wer in die Communität eintritt, hat vor allem eine Sehnsucht nach Gott.“