Schwerte (epd). Der kirchliche Umweltexperte Klaus Breyer dringt mit Blick auf den neuen Bericht des Weltklimarats und aktuelle Extremwetterereignisse auf ein schnelles Umsteuern. Die Klimakrise sei bereits da, ihre Bekämpfung erfordere «unmittelbar entschiedenes politisches Handeln», sagte Breyer, Leiter des Instituts für Kirche und Gesellschaft der westfälischen Landeskirche, dem Evangelischen
Pressedienst (epd) am Montag in Schwerte. Die Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz, extreme Hitze und Waldbrände am Mittelmeer bestätigten die Klimaszenarien des Rates. Die Klimakrise habe sich in den vergangenen Jahren «stark verschärft», entsprechend häuften sich solche Extremwetterereignisse.
Der am Montag veröffentlichte Bericht des Weltklimarats ergibt, dass die Erderwärmung ohne schnelle und massive Gegenmaßnahmen in den kommenden Jahrzehnten die 2-Grad-Marke überschreiten wird. Das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens könnte laut Report bereits in 20 Jahren überschritten sein.
Der Klimabericht zeige auch, dass jedes vermiedene Zehntel-Grad Temperaturerhöhung zähle, betonte Breyer. Noch sei Zeit, den notwendigen Wandel der Gesellschaft zu gestalten, auch wenn diese immer knapper werde. In allen Wirtschafts- und Lebensbereichen müssten die CO2-Emissionen massiv sinken, forderte der Theologe. Das Umsteuern in Industrie, Energieversorgung, Mobilität, Wohnen und Lebensstil müsse jetzt beginnen und bis 2030 «weit vorangebracht»
werden.
Eine «zügige, konsequente und ambitionierte Transformationspolitik» müsse eine zentrale Aufgabe der neuen Bundesregierung sein, verlangte Breyer. Auch in Nordrhein-Westfalen müsse der Wandel beschleunigt werden. Als Energieland «mit seinen bedeutenden industriellen Kernen, seiner komplexen Infrastruktur und seiner großen urbanen Dichte» sei NRW «Prüfstand für erfolgreichen Klimaschutz und die Transformation in Deutschland». Soziale Spaltungen und wirtschaftliche Strukturbrüche müssten dabei vermieden werden, mahnte der Umweltexperte. Eine Abwanderung der Industrie wäre «nicht nur sozial, sondern auch für den Klimaschutz eine Katastrophe».
Breyer regte zudem eine «breit angelegte Lebensstildebatte» an. Dabei gehe es nicht darum, künftig in Armut zu leben, sondern um einen Wohlstand, der gerecht verteilt sei und «den alle Menschen im Norden und Süden leben können», ohne dass das Klimasystem des Planeten kollabiere, erklärte der Institutsleiter.