Die Klassik Stiftung Weimar hat dem Raum der Petersen-Bibliothek im Goethe- und Schiller-Archiv einen neuen Namen gegeben. Die besondere Ehrung aus dem Jahr 2012 für den Literaturwissenschaftler Julius Petersen (1878-1941) werde damit zurückgenommen, teilte die Stiftung am Montag mit. Schon seit Januar firmiere dieser Ort nur noch als „Vortragssaal“.
Grund für die Umbenennung des Raums sei das Wirken des langjährigen Präsidenten der Goethe-Gesellschaft Julius Petersen in der Zeit des Nationalsozialismus. Der gebürtige Straßburger gelte als einer der einflussreichsten Germanisten der Zwischenkriegszeit. Er sei jedoch maßgeblich an der Gleichschaltung seiner Disziplin mit der Ideologie des Nationalsozialismus beteiligt gewesen.
Die Rolle Petersens thematisiert auch eine am Montag eröffnete Ausstellung im Goethe- und Schiller-Archiv zu führenden Köpfen der Goetheforschung in den 1930-er Jahren. Neben ihm werde auch Hans Wahl (1885-1949), von 1928 bis zu seinem Tod Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs, als einer der einflussreichsten Germanisten Weimars thematisiert. Sein Handeln habe ebenfalls von einer Nähe zum nationalsozialistischen Regime gezeugt.
Der jüdische Literaturwissenschaftler und langjährige Mitarbeiter des Goethe- und Schiller-Archivs Julius Wahle (1861-1940) wiederum sei den Repressalien der Nationalsozialisten ausgesetzt gewesen.
Das Projekt wurde von drei Mitarbeitern im Freiwilligen Sozialen Jahr der Stiftung konzipiert. Es beleuchte Prozesse von Anpassung und Ausgrenzung und stelle die Frage, was von vom Erbe der drei Wissenschaftler bleibt.