Familien im Land Brandenburg stehen vor einer enormen Belastungsprobe. Land und Kommunen müssen erheblich sparen – und es trifft auch die frühkindliche Bildung. Im Landkreis Dahme-Spreewald südlich von Berlin wird der Kreistag an diesem Mittwoch, 17. Dezember, über erhebliche Kürzungen im Kitabereich entscheiden. Und das ausgerechnet in einer Region, die laut Institut der deutschen Wirtschaft zu den leistungsstärksten in ganz Deutschland gehört.
Hintergrund ist, dass Bundesmittel des Gute-Kita-Gesetzes auslaufen. Der Landkreis hatte freiwillig noch Gelder dazugegeben, um damit die sogenannte dritten Betreuungsstufe zu finanzieren. Eltern konnten so bis zu zehn Stunden ihre Kindern in die Kita schicken, Zweidrittel der Eltern nehmen das in Anspruch. Ab 1. Januar fehlt das Geld. Erzieherinnen und Erzieher müssen gekündigt werden. Öffnungszeiten könnten gekürzt werden. Der Kostendruck wird an diejenigen weitergegeben, die ihn am wenigsten auffangen können: Familien.
Petition des Kreiskita-Elternbeirates fordert Umkehr
Schon jetzt geraten viele Eltern an ihre Grenzen. Zweidrittel der Menschen in Brandenburg pendeln täglich zu ihren Arbeitsplätzen; mit Arbeits-, Pausen- und Fahrtzeiten sind bis zu zehn Stunden Betreuung für viele notwendig. Besonders Frauen und Alleinerziehende wären von Kürzungen betroffen. Viele können sich weniger Arbeitszeit nicht leisten – nicht in einer Region, in der die Mieten rund um Berlin weiter explodieren und der finanzielle Druck stetig wächst. Wenn ein Land Familien nicht unterstützt, setzt es seine eigene Zukunft aufs Spiel.
Der Kreiskita-Elternbeirat Dahme-Spreewald warnt, dass Familien wegziehen und andere erst gar nicht in die Region kommen könnten. Er fordert den Kreistag in einer Petition auf, die Qualität der frühkindlichen Bildung zu sichern – ohne Kürzungen bei Betreuungsstunden und Personal. Schon heute arbeiten viele Erzieherinnen und Erzieher am Limit. Hinzu kommt: Wegen sinkender Geburtenzahlen werden zunehmend Einrichtungen geschlossen, auch bei kirchlichen Trägern. Wer heute den Arbeitsplatz verliert, zieht vielleicht in eine andere Region – und kommt nicht zurück.
Kita-Kürzungen in Brandenburg: Kinder sind Leidtragende
Solche Abwanderungsprozesse sind nicht harmlos. Die Folgen reichen weit über Familienfragen hinaus. Soziologen sprechen davon, dass insbesondere der Wegzug Frau von jungen Frauen das soziale Gefüge ganzer Regionen ins Wanken bringen kann. Wächst zugleich der Frust über Politik und Verwaltung, profitieren davon populistische Kräfte.
Die Landesregierung aus SPD und BSW ist deshalb gefordert, gegenzusteuern. Doch bereits im vergangenen Jahr hat sie gezeigt, wie gering ihre Bereitschaft ist, zentrale Fragen im Bereich der frühkindliche Bildung konsequent anzugehen: Die 2023 vom Landtag beschlossene Verbesserung des Personalschlüssel in den Krippen, die eigentlich im August 2025 greifen sollte, wurde verschoben – auf Januar 2027.

Viele Eltern sind frustriert. Wird ihr Protest etwas bewirken können? Fachleute sind skeptisch, allerdings gehen sie nicht von drastischen Einschränkungen der Öffnungszeiten aus. Denn auch die Kitas stehen unter Druck, konkurrieren auf dem Markt um Eltern und Kinder. Wahrscheinlicher ist, dass weniger Personal dieselbe Zahl von Kindern betreuen muss. Und damit sind erneut die Kleinsten die Leidtragenden.
Denn dass Kinder überhaupt bis zu zehn Stunden täglich in einer Kita verbringen müssen, ist an sich schon ein Skandal. Die Kita ist ein zentraler Bildungsort – aber sie bedeutet auch Lärm, Stress und Überforderung. Doch Familien haben keine Alternativen, weil das System ihnen kaum kinderfreundlichere Arbeitsbedingungen bietet. Hier zeigt sich wieder: Kinder haben keine Lobby. Wer Generationengerechtigkeit ernst nimmt, muss jetzt Verantwortung für die Schwächsten übernehmen – und darf nicht bei den Kleinsten sparen.
