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Kirchentag: Jetzt geht’s endlich los!

Das größte deutsche Christentreffen ist von Mittwoch an in Nürnberg zu Gast. Politiker und Kirchenvertreter debattieren über Friedensethik, Asylpolitik und Klimaschutz.

Das Plakat am Rathaus von Nürnberg soll Lust machen auf den Kirchentag
Das Plakat am Rathaus von Nürnberg soll Lust machen auf den Kirchentagepdbild / Anestis Aslanidis

Erstmals seit Ende der Corona-Pandemie treffen sich Zehntausende evangelische Christen in Nürnberg wieder zu einem Kirchentag. Von Mittwoch an werden etwa 100.000 Besucher in der mittelfränkischen Stadt zum 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag erwartet, wie die Veranstalter mitteilten. Das größte christliche Laientreffen in Deutschland, das bis Sonntag dauert, findet in diesem Jahr unter der Losung „Jetzt ist die Zeit“ statt. Präsident des Kirchentags ist der ehemalige CDU-Bundesminister Thomas de Maizière.

Nicht nur in Nürnberg, auch in der Nachbarstadt Fürth stehen rund 2.000 Veranstaltungen auf dem Programm, darunter Gottesdienste, Bibelarbeiten, Podien und Konzerte. Als prominente Besucher werden neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erwartet. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Altbundespräsident Joachim Gauck wollen am Samstag auf einem Podium sprechen. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz soll am Samstag eine Bibelarbeit gestalten.

Ratsvorsitzende Kurschus sagt ab

Auch die christlichen Kirchen schicken zahlreiche Vertreter auf die Podien, darunter die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing.

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ist einer der Gastgeber. Für den früheren EKD-Ratsvorsitzenden wird es der letzte Kirchentag im Amt. Seine Amtsnachfolgerin, die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus, musste ihre Teilnahme wegen einer Corona-Erkrankung kurzfristig absagen, wie die EKD mitteilte. Kurschus hätte unter anderem am Samstag an einem Podium zum Thema Fake News teilnehmen sollen.

Die EKD-Synodenpräses Heinrich wird am Donnerstag an einem Podium zum Thema Sinnstiftung in einer Gesellschaft mit Christen in der Minderheit teilnehmen. Auch das kirchenpolitische Großthema Aufklärung und Aufarbeitung von Missbrauchsfällen findet Raum auf dem Kirchentag. Dazu findet am Samstag der Thementag „Macht – Missbrauch – Verantwortung“ statt, unter anderem wird der SPD-Politiker Lars Castellucci dazu auf einem Podium sprechen.

Fokus auf Krieg und Frieden

Traditionell werden auf dem Kirchentag Themen aus Kirche und Politik öffentlich diskutiert. In diesem Jahr sind die Schwerpunktthemen Krieg und Frieden, Antisemitismus, Klimawandel und die Zukunft der Kirchen in einer zunehmend säkularen Gesellschaft. Eröffnet wird der Kirchentag mit einem Festgottesdienst auf dem Hauptmarkt. Die Predigt hält der scheidende bayerische Landesbischof Bedford-Strohm. Anschließend findet traditionell der „Abend der Begegnung“ in der Nürnberger Innenstadt statt, zu dem rund 200.000 Menschen erwartet werden.

Der evangelische Kirchentag findet seit 74 Jahren an wechselnden Orten statt: Gegründet wurde der evangelische Kirchentag 1949 in Hannover als große Laienbewegung. Der Kirchentag will die jeweils wichtigsten gesellschaftlichen Themen der Gegenwart spiegeln. Der nächste Kirchentag soll 2025 wieder in Hannover stattfinden.