Im Bauernkrieg vor 500 Jahren haben nach Ansicht des Göttinger Kirchenhistorikers Thomas Kaufmann bereits Medien eine entscheidende Rolle gespielt. „Noch bevor es zu den Auseinandersetzungen kam, gab es einen medialen Vorlauf, einen Bauernkrieg in den Köpfen“, sagte der Theologe im Interview der neusten Ausgabe des in Wolfenbüttel erscheinenden Magazins „Evangelische Perspektiven“ der braunschweigischen Landeskirche. Daraus ließen sich noch immer Lehren ziehen.
Kaufmann sprach von einer Angst vor Aufständen, die in der damaligen Literatur ihren Platz gehabt habe. Zudem hätten Flugschriften dazu beigetragen, zum Beispiel die „zwölf Artikel gemeiner Bauernschaft“ zu verbreiten. „Man kann nachweisen, dass dort, wo gedruckt wurde, auch Erhebungen stattfanden“, erläuterte er. „Demnach gab es eine enge Verbindung zwischen der Publikation der Schriften und der militärischen Mobilisierung, zu der es etwa seit Mitte März 1525 kommt.“
Die Ereignisse von vor 500 Jahren lehren Kaufmann zufolge auch heute, wie mit Medien umgegangen werden sollte. „Man sieht daran wie im Brennglas, dass die Medien alles andere als harmlos und unschuldig sind“, führte er aus. „Sie sind sehr wirkmächtig. Daher brauchen wir Medienkompetenz und die Fähigkeit zur Medienkritik.“ Zu einer funktionierenden Demokratie gehörten medienkritische Bürger und eine mediale Vielfalt.
Entscheidend sei: „Dass man nicht jedem hinterherrennt, der behauptet, die Wahrheit mit Löffeln gefressen zu haben, sondern sich ein eigenes Urteil erlaubt“, betonte Kaufmann, der auch wissenschaftlicher Direktor die Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen ist. Dafür sei Medienkompetenz nötig – „und ein Regulierungsinstrument gegen Medien, die Lügen verbreiten“.
Im Jahr 1525 erhoben sich in Deutschland Bauern und Bürger, um ihren Forderungen nach größeren Freiheitsrechten Nachdruck zu verleihen. Die Fürsten schlugen die Erhebung nieder. Während des Aufstandes, dessen mitteldeutsches Zentrum Mühlhausen war, kamen Tausende Menschen ums Leben.