Zwölf Jahre lang war Franziskus das Oberhaupt der katholischen Kirche. Sein Tod hat viele Menschen in Deutschland betroffen gemacht.
Kirchen, Politik und gesellschaftliche Organisationen in Deutschland haben das Leben und Wirken von Papst Franziskus gewürdigt. Sie hoben seine zuwandte Art, seine innerkirchlichen Reformanstrengungen und seinen kompromisslosen Einsatz für Arme und Flüchtlinge sowie für die Bewahrung der Schöpfung hervor.
Kurz nach Bekanntgabe des Todes am Montagmorgen läutete im Kölner Dom die größte Glocke, die Petersglocke oder “decke Pitter”. Auch in anderen Kathedralen und Gemeindekirchen gab es ein Trauergeläut.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, bezeichnete den am Ostermontag im Alter von 88 Jahren gestorbenen Papst als “mutigen Erneuerer”. Der von Franziskus angestoßene Weg einer synodalen Kirche bleibe unumkehrbar. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bezeichnete Franziskus als einen unermüdlichen Anwalt der Schwachen und der an den Rand Gedrängten. Mit der Weltsynode von 2021 bis 2024 habe der Papst eine neue Arbeitsweise des wertschätzenden Zuhörens in die Kirche eingeführt.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx erinnerte daran, dass dieser Papst wie sein Namensgeber immer die Sorge um die Armen und Schwachen, die Menschen an den Rändern der Gesellschaft in den Mittelpunkt gestellt habe. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) betonte, Franziskus sei ein “Papst der Herzen” gewesen. Seine Amtszeit werde in der Geschichte als “eine Zeit der Öffnung der Kirche, der neu belebten Synodalität und der entschiedenen Zuwendung zu den Menschen am Rande der Gesellschaft eingehen”, sagte Präsidentin Irme Stetter-Karp.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte in Berlin, mit Franziskus verliere die Welt “ein leuchtendes Zeichen der Hoffnung, einen glaubwürdigen Anwalt der Menschlichkeit und einen überzeugenden Christen”. “Seine Bescheidenheit, seine Spontanität und sein Humor, vor allem aber sein spürbar tiefer Glaube haben Menschen auf der ganzen Welt berührt – und Halt, Kraft und Orientierung gegeben”, so der Bundespräsident.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lobte Franziskus für dessen Einsatz für Soziales und Versöhnung. “Mit Papst Franziskus verlieren die katholische Kirche und die Welt einen Fürsprecher der Schwachen, einen Versöhner und warmherzigen Menschen”, erklärte Scholz in Sozialen Medien. Er habe “seinen klaren Blick auf die Herausforderungen, die uns umtreiben”, sehr geschätzt, so der geschäftsführende Bundeskanzler.
Die geschäftsführende Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) betonte auf X, der Papst habe sich eingemischt und für das Soziale und Menschliche gerungen. Er habe seine Kirche immer wieder herausgefordert. Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) erklärte, Franziskus werde in Erinnerung bleiben “für seinen unermüdlichen Einsatz für die Schwächsten der Gesellschaft, für Gerechtigkeit und Versöhnung”.
Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte, sie habe Franziskus als einen Menschen erlebt, der von einem unerschütterlichen und ansteckenden Optimismus geprägt war. “Unbeirrbar lagen ihm in seinem zwölfjährigen Pontifikat ganz besonders diejenigen am Herzen, die ihre Stimme nicht selbst erheben konnten. Dabei scheute er sich auch nicht, unbequem zu sein.”
“Bruder Franziskus”: Mit bewegenden Worten würdigten auch Jüdinnen und Juden sowie Überlebende des früheren NS-Konzentrationslagers Auschwitz den gestorbenen Papst. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nannte ihn einen “Freund der jüdischen Gemeinschaft”: “Möge seine entschiedene Haltung gegen Antisemitismus, die er noch am gestrigen Ostersonntag klar formuliert hat, auch in Zukunft die katholische Kirche und die gesamte Weltgemeinschaft leiten.”
Katholische Hilfswerke wie Adveniat, missio und Misereor würdigten Papst Franziskus als einen “pastoralen Streetworker”. Er habe sich kompromisslos für Flüchtlinge eingesetzt, Gefangenen die Füße gewaschen und die Option für die Armen wieder zum Maßstab kirchlichen Handelns erhoben. Papst Franziskus habe die Kirche aber auch zu einem wieder weltweit geschätzten und vielbeachteten Global Player gemacht. Seine Sozial- und Umweltenzyklika “Laudato si” habe in Politik und Wissenschaft für Furore gesorgt.