Osnabrück, Hannover. Die hannoversche Landeskirche hat die Politik und die eigenen Mitglieder aufgefordert, sich mehr als bisher für Frieden, die Achtung der Menschenrechte und weltweite Abrüstung einzusetzen. Rüstungsexporte, an denen Deutschland einen hohen Anteil habe, seien "eine zentrale Voraussetzung und ein starker Antrieb für kriegerische Auseinandersetzungen", heißt es in dem Wort der Landessynode "Kirche des gerechten Friedens", das die Synodalen in Osnabrück einstimmig verabschiedeten: "Die Erhöhung der weltweiten Ausgaben für Rüstung und Militär ist ein Irrweg, der verlassen werden muss."
Militär könne im besten Falle für eine Eindämmung akuter Gewalt sorgen. "Für einen gerechten Frieden muss der Einsatz von militärischer Gewalt schrittweise durch zivile Ansätze zur Konfliktlösung ersetzt werden." Das drei Seiten lange Papier war im vergangenen halben Jahr unter synodaler Beteiligung von einer Expertenkommission erarbeitet worden. In Workshops hatten sich dann am Vormittag alle Mitglieder des Kirchenparlaments damit beschäftigt.
Auch Rolle der Kirche unter der Lupe
Das Kirchenparlament, das eigentlich in Hannover tagt, war am Donnerstag zu Beratungen über das Friedensthema in Osnabrück zusammengekommen. Anlass war der erste Halt des Europäischen Stationenweges zum Reformationsjubiläum in Deutschland. Der gut 16 Meter lange Lkw, der in zahlreichen europäischen Städten Reformationsgeschichten sammelt, war am Mittwochabend in Osnabrück eingetroffen und fährt von da am Freitag weiter nach Minden in Westfalen.
Selbstkritisch setzten sich die Autoren des Papiers auch mit der Rolle der Kirche auseinander. Sie sei ihrem Auftrag, sich für Frieden auf Erden einzusetzen, oft nicht nachgekommen. Der christliche Glaube sei zu oft unwidersprochen zur Legitimation von Gewalt herangezogen worden. Auch die Kirche habe die Abwesenheit von Krieg und Gewalt zu oft als Frieden angesehen. "Bis heute fragen wir zu wenig, inwiefern unser Lebensstil, insbesondere unser Konsumverhalten, zu Verschärfung von Konflikten und gewalttätigen Auseinandersetzungen beiträgt", hieß es in der Resolution.
Die Kirche sei täglich herausgefordert, sich der wachsenden Entsolidarisierung der Gesellschaft entgegenzustellen. Das friedliche Zusammenleben und die Solidarität würden auch durch eine Sprache untergraben, die Hass und Gewalt hervorrufe, hieß es weiter. Die Kirche müsse sich deshalb bewusst für ein Miteinander von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen einsetzen.