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Kieler Landtag gedenkt bei Chanukka-Feier Opfer von Sydney

Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat einen Aktionsplan gegen Antisemitismus angekündigt. „Mitfühlen alleine reicht nicht aus. Wir müssen Antisemitismus bekämpfen“, sagte Günther beim Empfang zum achttägigen jüdischen Lichterfest Chanukka im Kieler Landeshaus. Jüdisches Leben solle sicher, sichtbar und selbstverständlich sein, erklärte er vor zahlreichen Vertretern aus Politik, Gesellschaft und verschiedenen Religionen im Landeshaus. Erstmals brennen während des Lichterfestes im Kieler Landeshaus Kerzen an einem Chanukka-Leuchter.

Der schon lange geplante Empfang stand unter dem Eindruck des mutmaßlichen Terroranschlags am Bondi Beach in Sydney. Dort waren bei einer Feier zu Beginn von Chanukka am vergangenen Sonntag 15 Menschen getötet und 40 weitere verletzt worden.

Der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein, Walter Blender, bezeichnete den Anschlag in Sydney als „Teil von Chanukka“. Beides gehöre zusammen wie der versuchte Anschlag auf die Synagoge in Halle (Saale) vor sechs Jahren an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag.

Von einer „finsteren Zeit“ sprach der Landesbeauftragte für Jüdisches Leben in Schleswig-Holstein, Gerhard Ulrich. Nach diesem grauenvollen Terroranschlag in Sydney sei die Dunkelheit kaum zu ertragen. Die Welt sei unruhig geworden, Demokratien stünden unter Druck und der Antisemitismus nehme „mit erschreckender Wucht zu – auch hier bei uns, in Schleswig-Holstein.“ Umso wichtiger sei das Licht, das Hoffnung spenden wolle. In seinen Worten unterstützte ihn der katholische Weihbischof Horst Eberlein aus Hamburg. Das eigentliche Licht könne kein Mensch löschen, erklärte Eberlein.

Die evangelische Bischöfin in Schleswig-Holstein, Nora Steen, fand ebenfalls deutliche Worte. „Wir Christen haben nicht immer an Ihrer Seite gestanden“, sagte sie an die jüdischen Verbände gewandt. Das Gift des Antisemitismus habe sich auch in die Kirchen tief eingegraben. „Wenn Christen nicht an der Seite der Juden stehen, dann verraten sie ihre gemeinsamen Wurzeln“, erklärte sie. Und ein Deutschland ohne jüdisches Leben sei eines Teils seiner Seele beraubt.

Das jüdische Lichterfest erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem. Es dauert acht Tage und Nächte. Gefeiert wird auch das „Öl-Wunder“, bei dem ein koscherer Ölrest für den Tempelleuchter wundersamerweise acht Tage lang brannte, obwohl er sonst nur für etwa einen Tag gereicht hätte.