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Katholische Kirche würdigt NS-Märtyrer Max Josef Metzger

Erstmals gab es in Freiburg eine Seligsprechung. Papst Franziskus schickte Kardinal Kurt Koch, um den Pazifisten Max Josef Metzger (1887-1944) selig zu sprechen. Hunderte Gläubige erlebten eine stimmungsvolle Zeremonie.

Dichter Weihrauchnebel weht durchs Freiburger Münster. Die Domsingknaben und Domkapellmeister Boris Böhmann stimmen festliche Klänge an. Dann verliest der Basler Kardinal Kurt Koch im Auftrag von Papst Franziskus die Seligsprechungsurkunde. Die Gläubigen applaudieren. Seit Sonntagmittag hat die katholische Kirche einen neuen, als Glaubensvorbild, Friedensvisionär und Märtyrer anerkannten Seligen: Max Josef Metzger (1887-1944).

Kardinal Koch, im Vatikan selbst für den weltweiten Dialog zwischen Kirchen und Religionen mitverantwortlich, würdigte Metzger als prophetischen Kämpfer für Frieden und für Einigkeit zwischen den Christen. Metzger sei heute Vorbild dafür, in einer zerrissenen Welt “im Widerspruch zu grassierenden Ideologien” zu leben – aus dem christlichen Glauben heraus. “Bitten wir den seligen Max Josef Metzger in der himmlischen Welt der Märtyrer um Fürsprache”, sagte Koch. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz in Rom erinnerte Papst Franziskus persönlich an den neuen Seligen.

Das Seligsprechungsverfahren für den aus Schopfheim (Landkreis Lörrach) stammenden Metzger dauerte mehr als 18 Jahre. Lange sah es so aus, als ob der Freiburger Antrag in der Vatikanbürokratie verschwunden war. Doch vor wenigen Monaten folgte die überraschende Nachricht: Der Papst wird Metzger als neuen Seligen und Glaubensvorbild auszeichnen.

Zur Seligsprechungszeremonie, der ersten überhaupt im Freiburger Münster, kamen nun Hunderte Gläubige aus ganz Deutschland und Österreich. Aus dem Bistum Augsburg, wo Metzger mehrere Friedensorganisationen gründete; aus Berlin, wo er 1944 als “ehrloser Volksverräter” hingerichtet wurde und aus Graz, wo er lange lebte.

Im Ersten Weltkrieg hatte Metzger am berüchtigten Schlachtfeld des Hartmannswillerkopf in den Vogesen die mörderischen Kriegsgräuel erfahren. Er blieb nur wenige Monate als Militärpfarrer an der Front. In Graz und später in Meitingen bei Augsburg wandelte er sich zum Pazifisten und setzte sich seitdem für weltweiten Frieden ein. Manches klingt heute naiv; seine Energie und Beharrungsvermögen zeichneten ihn aus.

“Mich beeindruckt, mit welcher Konsequenz er sein Leben lang für Frieden gekämpft hat”, sagte die Regensburger Theologin Sabine Demel von der Friedensbewegung Pax Christi am Rande der Seligsprechung. “Wie schwierig es ist, pazifistische Politik zu vertreten, erleben wir gerade heute erneut.” Spannend ist für Demel auch Metzgers Engagement für die europäische Sprache Esperanto. “Er hat früh erkannt, dass eine gemeinsame Sprache ein Mittel für Versöhnung ist.”

Im Festgottesdienst – auch das dürfte eine Premiere bei einer katholischen Seligsprechung gewesen sein – würdigte eine evangelische Landesbischöfin den neuen Seligen. In aktuell aufgeheizten und polarisierten Debatten brauche es hörbare Stimmen für Frieden und Einheit, sagte die badische Bischöfin Heike Springhart. “Angesichts der tiefen Gräben und des Bombenhagels in Gaza, im Libanon und in der Ukraine, angesichts der bedrängenden Polarisierung in unserem Land, in den USA, in Argentinien und in Europa ist die Sehnsucht nach Frieden und Einheit drängender denn je.”

Auch von einer ersten Verhaftung und nationalsozialistischer Einschüchterung hatte sich Metzger nicht von seinen Überzeugungen abbringen lassen. So verfasste er beispielsweise eine Denkschrift über ein neues Deutschland, das nach dem Zweiten Weltkrieg in ein vereintes, christliches Europa eingebunden sein sollte. Diese Schrift übergab Metzger an eine Vertraute, die in Wahrheit Gestapo-Agentin war. Die NS-Geheimpolizei verhaftete Metzger dann im Juni 1943.

Am 17. April 1944 wurde der Geistliche in Brandenburg-Görden durch das Fallbeil hingerichtet – nach einer Verurteilung als Volksverräter in einem NS-Schauprozess. Die Hinrichtungstermin erhielt er nur zwei Stunden vor der Vollstreckung. Noch in der Todeszelle schrieb er hoffnungsvolle Texte, Briefe und Lieder. Ein von Metzger komponiertes Lied kam in der Seligsprechungszeremonie nun erstmals zur Aufführung.