Nachdem sein Vater gestorben war, habe er den Sinn eines Trauerjahres begriffen, sagt Hannes Ringlstetter. Der Autor erklärt, warum Menschen sich ungern mit dem Tod auseinandersetzen.
Der Kabarettist und Buchautor Hannes Ringlstetter sieht für das Trauern zu wenig Raum in der Gesellschaft. “Früher haben Trauernde ein Jahr lang Schwarz getragen und mit ihrer Kleidung signalisiert: Bitte geh anders mit mir um. Irgendwann haben die Leute schon nach einem halben Jahr gesagt: Jetzt ist es aber mal wieder gut, genug getrauert. Mittlerweile sind wir bei zwei Wochen angekommen”, sagte der 54-Jährige im Interview der “Süddeutschen Zeitung” (Wochenende).
Nach dem Tod seines Vaters habe er dies nicht zulassen wollen. Er habe begriffen, was das Trauerjahr bedeute, von dem Psychologen sprächen: “Es hat sich Abstand eingestellt. Den Verlust habe ich zwar immer noch gespürt, aber er hat den Schrecken verloren, den er am Anfang hatte”, erklärte Ringlstetter, der über den Tod seines Vaters ein Buch geschrieben hat.
In Deutschland setzten sich viele Menschen ungern mit ihrem Ende auseinander. “Ich glaube, das liegt daran, dass wir Spiritualität, all die Dinge, die es braucht, um mit dem Thema leichter umzugehen, maximal haben verkümmern lassen. Es muss schon außergewöhnlich spektakulär sein, dass wir uns im Alltag mit dem Tod beschäftigen, und natürlich sind tragische, junge Tode grauenvoll”, so der Autor. Allerdings gehöre Verlust zum Leben, und früher oder später würden die Menschen mit dem Tod von Großeltern und Eltern konfrontiert.