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Jobwechsel – Ab 150 Kilometern wird tägliches Pendeln selten

Pendeln oder Umziehen? Vor dieser Frage stehen Arbeitnehmer oft beim Wechsel zu einem weiter entfernten neuen Job. Mobilitätsforscher haben nun ermittelt, ab welcher Entfernung welche Option gewählt wird.

Bei einem Jobwechsel zu einem Arbeitgeber in einer anderen Region stehen Arbeitnehmer vor einer schweren Entscheidung: Täglich pendeln, wöchentlich pendeln und oder umziehen? Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden ist die Distanz zum Arbeitsplatz entscheidend für die Wahl der Mobilitätsform.

“Ab einer Entfernung von etwa 150 Kilometern wird das tägliche Pendeln nur noch selten gewählt, und die Entscheidung tendiert deutlich in Richtung Umzug oder Wochenpendeln”, so die Studienautoren. Beim Wochenpendeln wird ein Zweitwohnsitz in der Nähe des Arbeitsplatzes eingerichtet und in der Regel am Wochenende zum Hauptwohnsitz gependelt. “Während sich bei einer Entfernung zwischen 50 und 100 Kilometern rund 86 Prozent für das tägliche Pendeln entscheiden, sind es bei Entfernungen zwischen 150 und 200 Kilometern nur noch knapp 9 Prozent”, erläuterte Mobilitätsforscher Heiko Rüger.

Eine zentrale Rolle bei der Entscheidung zwischen Umzug und Pendeln spielt etwas, das die Studienautoren “ortsspezifisches Kapital” nennen – also Immobilien wie Wohneigentum, aber auch ein berufstätiger Partner, schulpflichtige Kinder oder ein großes soziales Umfeld. “Personen mit einem hohen ortsspezifischen Kapital wollen dieses Gut nicht ohne weiteres aufgeben und neigen daher eher zum Pendeln als zum Wohnortwechsel”, sagte Rüger.

Das Wochenpendeln sei die bevorzugte Lösung, wenn sowohl die Bindung an den Wohnort als auch die Entfernung zum neuen Arbeitsplatz groß seien. Insbesondere Eltern schulpflichtiger Kinder bevorzugten auch bei größeren Entfernungen das tägliche Pendeln, um die Abwesenheit von der Familie zu minimieren – für sich und die Familienmitglieder.

Die Studie beruht auf Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) der Jahre 2001 bis 2019 – also Befragungen vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Seit der Pandemie gibt es mehr Telearbeit. Deshalb könne die Bedeutung der Distanz zum Arbeitsplatz für Mobilitätsentscheidungen in Zukunft abnehmen, vermuten die Forscher. Sie empfehlen der Politik und Unternehmen, “stärker auf die spezifischen Mobilitätsbedürfnisse von Eltern einzugehen”. Flexible Arbeitszeitmodelle und Homeoffice könnten negative Folgen langer Arbeitswege verringern, insbesondere ein “erhöhtes Stresserleben”.