Israel und die palästinensische Terrororganisation Hamas haben sich auf eine vorübergehende Waffenruhe verständigt. Die israelische Regierung stimmte in einer Kabinettssitzung in der Nacht zu Mittwoch einer entsprechenden Vereinbarung zu. Das bestätigte eine Pressemitteilung der Regierung.
Danach ist eine Feuerpause von zunächst vier Tagen vorgesehen. Die Hamas soll in diesen Tagen 50 der rund 240 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln freilassen. Laut Medienberichten handelt es sich um 30 Kinder und 20 Frauen. “Die Freilassung jeweils weiterer zehn Geiseln hat einen weiteren Tag Feuerpause zur Folge”, heißt es in der Erklärung der Regierung. Im Gegenzug will Israel 150 palästinensische Häftlinge freilassen.
In der Presseerklärung unterstreicht die israelische Regierung zugleich, dass der Krieg fortgesetzt werde, um alle Geiseln zu befreien und die Hamas zu vernichten, damit Israel nicht länger aus dem Gaza-Streifen bedroht werde.
Israels Staatspräsident Isaac Herzog unterstützte die Vereinbarung mit der Hamas. “Die Vorbehalte sind verständlich, schmerzlich und schwierig, aber in Anbetracht der Umstände unterstütze ich die Entscheidung des Ministerpräsidenten und der Regierung, das Abkommen zur Freilassung der Geiseln voranzutreiben”, erklärte er am Mittwochmorgen. “Dies ist eine moralische und ethische Pflicht, die den jüdischen und israelischen Wert zum Ausdruck bringt, die Freiheit der Gefangenen zu sichern, in der Hoffnung, dass dies der erste Schritt zur Heimkehr aller Geiseln sein wird.”
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßte die Waffenruhe und die geplante Freilassung von Geiseln. Jeder Tag, den Mütter und Kinder durch Terroristen gefangengehalten würden, sei zu viel, erklärte sie am Mittwoch in Brüssel. Sie rief die Hamas zur Freilassung aller Entführten auf.
Zugleich kündigte von der Leyen an, die Europäische Union werde ihr Möglichstes tun, um die Waffenpause für eine Verstärkung der humanitären Hilfe zu nutzen. Der zuständige Kommissar Janez Lenarcic solle so schnell wie möglich weitere Lieferungen nach Gaza veranlassen, um die Krise dort zu lindern.
Ähnlich äußerte sich EU-Ratspräsident Charles Michel. Man müsse die Pause in den Feindseligkeiten zu nutzen, um ein Maximum an humanitärer Hilfe für die Bedürftigen zu ermöglichen, schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst “X”. Dabei dankte er Katar und Ägypten für die Vermittlung bei der jetzt ausgehandelten Vereinbarung.
Erleichtert zeigte sich auch der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa. “Wir hoffen, dass die Vereinbarung den Weg für eine weitere positive Entwicklung freimacht und zu einer Lösung des Konflikts beiträgt”, erklärte das Oberhaupt der Katholiken im Heiligen Land.
Unterhändler in Katar und Ägypten sowie die US-Regierung hatten in den vergangenen Tagen mehrfach durchblicken lassen, dass eine solche Einigung zwischen den Kriegsparteien in greifbare Nähe gerückt sei. Die islamistische Hamas erklärte am Dienstag, ihre Zustimmung zu dem ausgehandelten Deal bereits übermittelt zu haben.