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Islamexperte fordert Moschee-Stiftung zur Finanzierung von Imamen

Zweck der Stiftung wäre die Bezahlung von in Deutschland ausgebildeten Imamen, die in Gemeinden arbeiten könnten, sagt der Wissenschaftlicher Michael Kiefer. Die bisherige Islampolitik habe ein Manko.

Moscheegemeinden könnten Mitglied der neuen Stiftung werden
Moscheegemeinden könnten Mitglied der neuen Stiftung werdenImago / TT

Osnabrück. Der Osnabrücker Islamwissenschafter Michael Kiefer hat vor der Islamkonferenz am 7. Dezember in Berlin die Gründung einer Moschee-Stiftung gefordert. Sie sollte vom Staat finanziert werden, aber zugleich von ihm und den muslimischen Verbänden unabhängig arbeiten, sagte Kiefer in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Mit 50 Millionen Euro pro Jahr könnte man 800 Imame in Vollzeit finanzieren.“

Die bisherige Islampolitik, die Islaminstitute und -Studiengänge und sogar ein Islamseminar zur Ausbildung von Imamen hervorgebracht habe, kranke an einem Manko, betonte der Professor der Universität Osnabrück. „Keiner hat bedacht, wie es mit den Absolventen nach dem Studium weitergehen soll.“ Einzig die Lehramtsstudierenden hätten eine berufliche Perspektive. Die Moscheegemeinden hingegen hätten für studierte Imame kein Geld.

Wie Abhängigkeiten entstehen

Sie seien froh, wenn ihre im Ausland ausgebildeten Imame auch von dort entlohnt würden. So entsende etwa die türkische Religionsbehörde Diyanet für Gemeinden des Verbandes Ditib Imame nach Deutschland und bezahle sie auch, sagte Kiefer. Dadurch entstünden Abhängigkeiten, die Deutschland eigentlich nicht wolle und die auch tatsächlich problematisch seien. „Wenn Deutschland die Finanzierung der Imame aus dem Ausland, etwa aus der Türkei, aber auch aus Katar oder Marokko nicht will, muss es selbst Geld in die Hand nehmen.“

Die Stiftung wäre Kiefer zufolge ein unabhängiges Organ, das die Gelder nach vorher festgelegten Regeln verteilen würde, um etwa zu verhindern, dass Geld an Islamisten gezahlt werde. Nur Moscheegemeinden, die sich zum Grundgesetz bekennen, nicht aber Islamverbände, könnten Mitglieder sein. Ein Kuratorium, besetzt mit anerkannten muslimischen Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft, sollte die Stiftung leiten.

Staatsleistungen aus der Kaiserzeit

Orientierung für die Summe böten die Staatsleistungen, die Deutschland seit Bestehen der Bundesrepublik an die christlichen Kirchen zahle, erläuterte der Islamexperte. Zuletzt habe der Bund ihnen fast 600 Millionen Euro jährlich überwiesen. Diese noch aus der Kaiserzeit stammenden Staatsleistungen seien aus seiner Sicht zwar höchst fragwürdig. „Das Geld ist aber geflossen und fließt bis heute. Warum sollten die Moscheen dann nicht auch in den Genuss einer Staatsfinanzierung kommen?“

Die Ampelkoalition wolle die Staatsleistungen zwar beenden. Aber auch dafür würden hohe Summen gehandelt. Ein zweistelliger Milliardenbetrag sei als Abfindung im Gespräch, sagte Kiefer. Die Staatsleistungen entzögen somit auch den Kritikern einer staatlichen Imam-Finanzierung ihre Argumentationsbasis. Die führten regelmäßig an, der Staat müsse sich aus rechtlichen Gründen aus religiösen Dingen heraushalten. „Das tut er bei den christlichen Kirchen auch nicht.“ (epd)