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Islam-Expertin will mehr Mittel für Kampf gegen Radikalisierung

Teilweise dauert es nur Wochen, bis sich junge Menschen durch islamistische “Verführer” radikalisieren, sagt Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor. Und erklärt, was es braucht, um dies einzudämmen.

Um besser gegen eine Radikalisierung junger Menschen vorgehen zu können, braucht es nach Worten der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor mehr Geld und mehr Kontrolle im Internet. Für die Bekämpfung von Islamismus sei eine bessere Ausstattung nötig, sagte die innenpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag am Dienstag dem Sender Phoenix. Zudem müssten digitale Plattformen stärker kontrolliert werden. Auch dafür brauche es mehr Kapazitäten, Personal und Geld.

Die Orte, an denen sich junge Leute radikalisierten, hätten sich verändert, erklärte Kaddor. Einst seien es etwa Hinterhofmoscheen gewesen, in denen sich Menschen getroffen hätten. Jetzt sei vor allem der digitale Raum Schauplatz solcher Vorgänge, nicht zuletzt seit der Corona-Pandemie, in der sich insgesamt viel ins Internet verlagert habe. Entsprechend müsse auch aufsuchende soziale Arbeit zunehmend im Internet stattfinden.

Kaddor sprach von “Verführern”, die junge Menschen erreichten und sie durch “Gehirnwäsche” von einer Ideologie zu überzeugen versuchten. Das gehe relativ schnell, teilweise innerhalb von Wochen. Daher spreche man auch von einer “Turboradikalisierung”. Die Methode sei, eine Beziehung zu jungen Leuten herzustellen in einer Lebensphase, in der sie Fragen an die Welt hätten und nach Orientierung suchten.