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Indonesien weiht neue Hauptstadt ein – Fertigstellung viel später

Die neue Hauptstadt Indonesiens ist eingeweiht: Nusantara soll Jakarta entlasten. Doch bis das Bauprojekt beendet ist, kann es noch Jahrzehnte dauern.

Mit der Feier des Unabhängigkeitstags in Indonesien ist am Samstag die neue Hauptstadt eingeweiht worden. Die opulente Zeremonie in Nusantara auf der Insel Borneo fand in Anwesenheit des scheidenden Präsidenten Joko Widodo und des Verteidigungsministers und designierten Präsidenten Prabowo Subianto statt.

Religionsminister Yaqut Cholil Qoumas leitete den religiösen Teil der Feier in der künftigen Hauptstadt des mehrheitlich islamischen Landes. Parallel begingen Vizepräsident Ma’ruf Amin und sein designierter Nachfolger Gibran Rakabuming Raka den Unabhängigkeitstag in der bisherigen Hauptstadt Jakarta. Bereits vor einigen Tagen hatte die Regierung ihre erste Kabinettssitzung in Nusantara abgehalten. Mit der Fertigstellung des Städtebau-Projekts wird jedoch nicht vor 2045 gerechnet.

Die bisherige Hauptstadt Jakarta ist überbevölkert, vom Verkehr überlastet und versinkt zusehends im Meer. Der Bau von Nusantara im Tausende Kilometer entfernten Ostkalimantan soll für Entlastung sorgen. Experten bezweifeln jedoch, dass der Umzug von einigen Hunderttausend Beamten die Metropolregion Jakarta mit mehr als 32 Millionen Einwohnern spürbar entlasten wird.

Das umgerechnet mehr als 32 Milliarden Euro teure Hauptstadtprojekt wird zudem von einer Reihe an Problemen begleitet. Private Investoren, die den Hauptteil der Finanzierung tragen sollen, halten sich mit Zusagen zurück. Umweltschützer kritisieren, dass für das Projekt wertvoller Wald gerodet werde. Menschenrechtler beklagen, dass für die auf dem Reißbrett entworfene Stadt viele Menschen umgesiedelt werden müssten.

Nusantara ist ein altjavanischer Begriff, der wörtlich “äußere Inseln” bedeutet. In Indonesien wird damit im Allgemeinen der indonesische Archipel bezeichnet. Seit einigen Jahren propagieren moderate Muslime in Indonesien einen “Islam Nusantara” oder “Islam des (indonesischen) Archipels” als toleranten Gegenentwurf zu einem radikalen Islam.