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In der Kirche zusammenarbeiten

Die Frage nach dem Zusammenspiel der verschiedenen kirchlichen Berufe ist das Hauptthema der Verhandlungen

BIELEFELD – Das Amt der Pfarrerinnen und Pfarrer und die Zusammenarbeit mit weiteren kirchlichen Berufsgruppen stehen im Mittelpunkt der diesjährigen westfälischen Landessynode. Lange Zeit habe man auf die Veränderungen in Kirche und Gesellschaft damit reagiert, dass viele verschiedene Pfarrbilder entworfen worden seien, sagte Präses Annette Kurschus zu Beginn der Diskussion. Das Nachdenken über das Pfarramt brauche jedoch einen breiteren Ansatz in der gesamten Kirche. Dabei sollten besonders die Gemeinden mit einbezogen werden, denn ohne die Akzeptanz der Gemeindeglieder seien Veränderungen nicht möglich, so die Präses. „Der Prozess muss sich einarbeiten in unser allgemeines Bewusstsein von Kirche“, sagte sie.
In der laufenden Sitzung der Synode sollen dafür zunächst „Grundlinien“ festgelegt werden, anhand derer im weiteren Verlauf des Prozesses konkrete Fragen wie Teilzeit im Pfarramt, Präsenzpflicht und Wohnsitz geklärt werden sollen. Als nächste Schritte nannte Kurschus Expertenanhörungen zu den verschiedenen Aspekten des Pfarrberufs und die Erarbeitung von Projektvorschlägen. Auf der Landessynode 2016 soll dann entschieden werden, welche dieser Projekte versuchsweise umgesetzt werden sollen.
Als statistische Grundlage für die Diskussion wurde ein Bericht über die Personalentwicklung in der westfälischen Kirche vorgelegt. Erstmals wurden darin auch weitere kirchliche Berufe neben dem Pfarramt berücksichtigt, wie Kirchenmusiker, Küsterinnen oder Jugendreferenten.
Bis in die Mitte der 2020er Jahre werde die Kirche in Westfalen nicht an Pfarrermangel leiden, sagte die westfälische Personaldezernentin, Oberkirchenrätin Petra Wallmann. Rund ein Viertel der landeskirchlichen Pfarrerinnen und Pfarrer  sei allerdings nicht in einer Gemeindepfarrstelle tätig, sondern mit Spezialaufträgen betraut. Diese Gruppe habe kein Stimmrecht in den kirchlichen Leitungsgremien. Sie sei häufig geringer besoldet als Pfarrstelleninhaberinnen und -inhaber, häufiger im Teilzeitdienst und übernehme zum Teil Aufgaben, die auch von anderen Berufsgruppen erfüllt werden könnten.
Diese Pfarrerinnen und Pfarrer in Spezialaufträgen möchte Wallmann „dazu bewegen und in Stand setzen“, sich auf Gemeindestellen zu bewerben. Weiteren Handlungsbedarf sieht sie bei der spezialisierten Seelsorge in Krankenhäusern: Nur 20 Prozent der hier tätigen Seelsorgerinnen und Seelsorger arbeiten auf Pfarrstellen, die anderen im Rahmen von Beauftragungen. Zudem seien Anstrengungen in der Gesundheitsvorsorge notwendig, da ein Drittel der Pfarrer über 55 Jahre alt sei.
In dem Bericht wird eine steigende Gemeindegliederzahl pro Pfarrstelle prognostiziert. Daher müsse in der Zukunft geklärt werden, welche Aufgaben im Pfarramt unabdingbar seien und welche an andere Berufsgruppen oder Ehrenamtliche zurückgegeben werden könnten.
Die Initiative der Berufsverbände in der Evangelischen Kirche von Westfalen „Kirche braucht Vielfalt“ begrüßte es, dass erstmals ein gemeinsamer Personalbericht für alle kirchlichen Berufe vorgelegt worden sei. Sie kritisierte gleichzeitig „Struktur und Sprachweise“ des Berichts, die zum Teil „ablehnend und abwertend“ seien. Während beim Pfarramt Bedarfe und Entwicklungen in den Blick genommen würden, fehle dies bei den weiteren Berufen. Die „Dienstgemeinschaft Kirche“ sei ein lohnenswertes Ziel, müsse jedoch unter Beteiligung aller Berufsgruppen konkreter gefasst werden. leg