Timmendorfer Strand. Ungefähr eine halbe Tasse Sand passt noch in so einen Damenschuh, wenn schon ein Fuß drinsteckt. Nach dem Fototermin am Strand muss Katharina Gralla (50) erst einmal die Pumps ausleeren. Es dämmert schon, eine Viertelstunde später geht der Mond feuerrot über der Küste auf. „So ein Mond macht die Menschen glücklich. Dann sind sie dankbar und sie sind auch offener zu überlegen, wem sie dankbar sein könnten“, sagt die Theologin.
Gottesdienst in Timmendorf, Strandandacht in Scharbeutz, Konzertbesuch in Niendorf – es gibt eine Menge zu tun für Katharina Gralla, auch wenn es in den ersten Monaten vor allem darum geht, sich einen Überblick zu verschaffen und ein Gefühl für die Aufgabe als Strandpastorin zu bekommen. Wobei Gralla nicht nur Ansprechpartnerin für Urlauber ist, sondern auch die Kirchengemeinden unterstützen soll, unter anderem in Sachen Öffentlichkeitsarbeit.
Was das Meer mit den Menschen macht
Seit Juli ist Gralla Strandpastorin zwischen Niendorf und Sierksdorf. Fünf Gemeinden – zwei davon im Binnenland – mit sieben Kirchen gehören zur Kirchenregion Strand. „Ich habe die Aufgabe, die Kollegen im Sommer in der Region zu unterstützen, weil eben wesentlich mehr Touristen da sind als Einheimische“, sagt die Pastorin. Tatsächlich war Timmendorfer Strand mit fast 120.000 Übernachtungsgästen in der ersten Jahreshälfte das beliebteste Seebad an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste.
Und da ist noch etwas anderes: „Die Weite und der Blick in die Weite führen dazu, dass Menschen über sich und ihr Leben nachdenken“, sagt sie. Die Menschen kämen auch ans Meer, weil sie auf der Suche seien. „Ich würde sagen, es ist Gott“, so Gralla. Sie könne aber auch gut akzeptieren, wenn die meisten Urlauber es nicht so beschreiben würden.
Bevor sie im Mai nach Haffkrug zog, um sich auf ihre neue Aufgabe vorzubereiten, war Katharina Gralla Schulpastorin an der evangelischen Wichernschule in Hamburg-Horn. Es ist eine engere Welt dort. Schüler müssen zur Schule – ob sie wollen oder nicht. „Urlaub ist immer freiwillig, und man geht da gern hin“, meint die Mutter dreier Söhne im Teenager-Alter. „Hier geht es darum, Menschen zu gewinnen, die kein Angebot wahrnehmen müssen.“ Und doch sieht sie Gemeinsamkeiten: „Sowohl in der Schule als auch hier sind viele Menschen, die nicht ständig etwas mit Kirche zu tun haben.“ Für viele ist der Besuch eines Gottesdienstes am Urlaubsort der zweite im Jahr – nach Weihnachten.