Das Jüdische Museum Berlin hat die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ausgezeichnet. Auch mit 103 Jahren setze sie sich für Freiheit, Demokratie und Menschlichkeit ein, hieß es.
Die Holocaust-Überlebende und Autorin Margot Friedländer hat den Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin erhalten. Von ihr lasse sich lernen, sich für die eigenen Werte einzusetzen, gesellschaftliche Abgründe zu überbrücken und im Gespräch zu bleiben, sagte Museumsdirektorin Hetty Berg. Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck würdigte Friedländers Haltung und Engagement als “Geschenk für unsere Gesellschaft”.
Friedländer kam 1921 in Berlin zur Welt. Als einzige in ihrer Familie überlebte sie den Holocaust. 2008 erschien ihre Autobiografie “Versuche, dein Leben zu machen. Als Jüdin versteckt in Berlin”. Nach über sechs Jahrzehnten im Exil in New York kehrte sie im Alter von 88 Jahren in ihre Heimat Berlin zurück und nahm wieder die deutsche Staatsbürgerschaft an. Schon vor ihrem Umzug begann sie mit ihrem Engagement für Freiheit, Demokratie und Menschlichkeit, das sie bis zum heutigen Tag fortsetzt.
Zusammen mit Friedländer wurde auch die französische Rabbinerin und Schriftstellerin Delphine Horvilleur ausgezeichnet. Einige ihrer Bücher wurden bereits ins Deutsche übersetzt: “Überlegungen zur Frage des Antisemitismus” (2020), “Mit den Toten leben” (2022) und “Wie geht’s? Miteinander sprechen nach dem 7. Oktober” (2024). Horvilleur ist außerdem Gründungsmitglied von KeReM, dem Rat der französischsprachigen liberalen Rabbiner, und Chefredakteurin der Online-Zeitschrift für jüdische Sichtweisen “Tenou’a”.
Es ist das 23. Mal, dass das Jüdische Museum den undotierten Preis für Verständigung und Toleranz verleiht. Geehrt werden laut eigenen Angaben Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wirtschaft, die sich auf herausragende Weise um die Förderung der Menschenwürde, der Völkerverständigung, der Integration von Minderheiten und des Zusammenlebens unterschiedlicher Religionen und Kulturen verdient gemacht haben.
Frühere Preisträger sind unter anderen der Künstler Anselm Kiefer (2019), der Pianist Igor Levit (2020) und die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch (2021).