In Thüringen sind im vergangenen Jahr so viele Fälle von mutmaßlicher Kindeswohlgefährdung untersucht worden wie nie zuvor. Insgesamt schauten sich die Thüringer Jugendämter 4.757 Verdachtsfälle an, teilte das Landesamt für Statistik am Donnerstag in Erfurt mit. Das waren 803 Fälle mehr als im Vorjahr 2022, eine Steigerung um 20,3 Prozentpunkte.
Als Ergebnis der Gefährdungseinschätzungen sei durch die Fachkräfte bei 1.629 Verfahren (34,2 Prozent) eine Kindeswohlgefährdung festgestellt worden. Davon wurden demnach 824 als eindeutige und 805 als latente Fälle eingestuft. Im Vergleich zu 2022 entspreche dies einem Anstieg um 283 Verfahren (21 Prozent. Bei 3.128 Verfahren kamen die Expertinnen und Experten hingegen zu dem Ergebnis, dass keine Kindeswohlgefährdung vorliege.
Als häufigste Art der Kindeswohlgefährdung wurden den Angaben zufolge in 1.200 Fällen Anzeichen für eine Vernachlässigung von Kindern festgestellt. In 468 Verfahren gingen die Jugendämter Hinweisen auf psychische Misshandlungen nach. In einem knappen Viertel der Fälle (23,7 Prozent) beziehungsweise 386 Verfahren seien Indizien für körperliche Misshandlungen und in 65 Verfahren (vier Prozent) Hinweise für sexuelle Gewalt gefunden worden.
Im Jahr 2023 sei zudem erstmals erhoben worden, von wem die Gefährdung des Kindes hauptsächlich ausgehe. In 80,5 Prozent aller Fälle sei das die eigene Mutter oder der eigene Vater gewesen. In weiteren 4,5 Prozent sei ein Stiefelternteil oder die neue Partnerin beziehungsweise der neue Partner eines Elternteils identifiziert worden.