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Historiker Karl Schlögel erhält 100.000-Euro-Auszeichnung

Der von der gleichnamigen Stiftung verliehene Gerda-Henkel-Preis zählt der zu den wenigen hoch dotierten Preisen auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften. Diesmal geht die Auszeichnung an einen Osteuropa-Experten.

Karl Schlögel (76), Osteuropa-Historiker und Publizist, erhält den mit 100.000 Euro dotierten Gerda-Henkel-Preis. Die Übergabe soll am 25. November in Düsseldorf erfolgen, wie die Gerda-Henkel-Stiftung am Dienstag mitteilte. Schlögel zeige “auf eindrückliche Weise, dass historische Urteilskraft und stetige kritische Selbstreflexion unerlässlich sind, wenn wir die Konflikte der Gegenwart angemessen verstehen wollen”, hieß es zur Begründung.

Unter anderem mit “Der Duft der Imperien. Chanel No. 5 und Rotes Moskau” (2020), “Das sowjetische Jahrhundert. Archäologie einer untergegangenen Welt” (2017) und “Entscheidung in Kiew. Ukrainische Lektionen” (2015) gelang es Schlögel immer wieder, einen neuen Blick auf die Geschichte der Sowjetunion und ihrer Nachfolgestaaten zu richten. Zuletzt erschien von ihm “American Matrix. Besichtigung einer Epoche” (2023).

Der Gerda-Henkel-Preis, der zu den wenigen hoch dotierten Preisen auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften gehört, wird seit 2006 alle zwei Jahre verliehen. Er geht an Wissenschaftler, die in den von ihr unterstützten Disziplinen und Förderbereichen herausragende Forschungsleistungen erbracht haben und weitere erwarten lassen. Zu den bisherigen Preisträgern gehören der Historiker Jürgen Osterhammel, die australisch-britische Luther-Biographin Lyndal Roper und die US-amerikanische Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston.

Schlögel studierte Philosophie, Soziologie, Osteuropäische Geschichte und Slawistik an der Freien Universität Berlin. Er wurde 1981 promoviert und wirkte zunächst als freiberuflicher Übersetzer, Publizist und Autor, bevor er 1990 auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte an der Universität Konstanz berufen wurde. 1995 wechselte er an die Europa Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, wo er bis 2013 lehrte. Für sein Werk erhielt der Wissenschaftler zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2018 den Preis der Leipziger Buchmesse.