Die weiße, bodenlange Soutane des nächsten Papstes hängt bereits am Kleiderständer – in drei Größen. Daneben ein Schulterkragen in seidigem Pink und eine mit Gold verzierte Stola. In dieses Gewand wird er sich in der „Kammer der Tränen“ genannten Sakristei der Sixtinischen Kapelle hüllen und dann zum ersten Mal vor die Gläubigen auf dem Petersplatz treten. Die ganze Welt wartet seit Mittwoch voller Spannung, wer das 267. Oberhaupt der katholischen Kirche wird.
Eine Woche Zeit hatte das Team der vatikanischen Infrastrukturdirektion, um die Sixtinische Kapelle für das Konklave vorzubereiten. Das berichtet ihr stellvertretender Direktor, der Ingenieur Silvio Screpanti, auf dem offiziellen Portal des Staates der Vatikanstadt. Zimmerleute und Monteure zogen einen Boden ein und stellten an die Ränder der Kapelle Tische und Stühle für die 133 wahlberechtigten Kardinäle. Auch die durchnummerierten Kugeln liegen nun auf einem Brett bereit. Sie helfen dabei, zu überprüfen, ob jeder der Wahlmänner seinen Stimmzettel für die Papstwahl abgegeben hat.
Weitere Fachleute haben den Ofen für die Vernichtung der Wahlzettel installiert – in genau der Position, die das Protokoll dafür vorsieht. Der Schornstein auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle, der nur für die Zeit des Konklaves angebracht ist, wurde mit dem Ofen verbunden. Zudem wurden „diskrete Rauchtests“ vollzogen, erzählt Screpanti. An dem weißen Rauch erkennt die Welt, dass die Wahl des neuen Pontifex erfolgreich verlaufen ist.
Um eventuelle technische Probleme zeitnah zu lösen, bleiben zwölf Mitarbeitende der Direktion im Konklave. Mit einem Eid gemäß der Apostolischen Konstitution haben sie sich im Vorfeld – wie auch etwa Köche, Übersetzer oder Fahrer – zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet. Während der Zeit der Papstwahl bleiben sie, wie die Kardinäle, von der Außenwelt und selbst nächsten Angehörigen abgeschottet.
Die Sixtinische Kapelle ist nur einer der Orte, die für das Konklave hergerichtet werden mussten. Die Zimmer im vatikanischen Gästehaus Santa Marta, in dem auch Papst Franziskus bis zu seinem Tod am Ostermontag gewohnt hat, stattete das Infrastukturteam den Bedürfnissen der Kardinäle entsprechend aus. Fenster des Apostolischen Palastes in den für das Konklave vorgesehenen Bereichen wurden verdunkelt und Verschlusssiegel rund um die Zugänge zum Konklave angebracht.
Der zentrale Balkon des Petersdoms, auf dem sich der neue Papst nach seiner Wahl erstmals der Öffentlichkeit zeigen wird, bekam seinen roten Vorhang. Zudem sollen ab Mittwochnachmittag alle Mobilfunk- und Telekommunikationsanlagen im Gebiet des Staates der Vatikanstadt abgeschaltet bleiben.
Indessen werden nach Angaben der römischen Polizeidirektion auch außerhalb der Vatikanmauern die Sicherheitsvorkehrungen mit Beginn des Konklaves hochgefahren. Wie bei der Trauerfeier für Papst Franziskus, zu der zahlreiche Staatsgäste gekommen waren, wird der Petersplatz selbst zur Hochsicherheitszone. Wer hierhin möchte, muss – wie beim Besuch des Petersdoms – die Metalldetektoren passieren und seine Habseligkeiten durchleuchten lassen. Auch in den eingegrenzten Abschnitt dahinter gelangen Besucherinnen und Besucher erst nach einer Sicherheitskontrolle durch die Einsatzkräfte. Von der Engelsburg kommend, schützen Straßenpoller die zum Petersdom führende Via della Conciliazione vor Fahrzeugen.
Was die Einsatzlage während der Papstwahl besonders erschwert, ist die Menge an Unwägbarkeiten, die in der Natur des Ereignisses liegen. Wie lange das Konklave andauert, ist unvorhersehbar. Wie viele Personen sich vor St. Peter aufhalten werden, um den Schornstein im Blick zu behalten, ebenfalls. Polizisten und Zivilschutzbeamte müssen von der ersten Wahl der Kardinäle an mit einem positiven Ausgang rechnen, der große Menschenmassen anzieht. Das bedeutet: ein hochflexibles Einsatzmodell, etliche zusätzliche Beamte in Bereitschaft und schnelle Reaktionen in Ausnahmesituationen.