Die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel forscht in ihren Beständen nach sogenanntem NS-Raubgut. Sieben Bände wurden bereits an ihre ursprünglichen Besetzer zurück gegeben, wie die Bibliothek am Dienstag mitteilte. Die 1572 von Herzog Julius gegründete Bibliothek ist eine der führenden Forschungs- und Studienstätten für europäische Kulturgeschichte mit einzigartigen Sammlungen. Diese umfassen insgesamt rund eine Million Medieneinheiten. Seit vier Jahren untersucht die Bibliothek im Rahmen der sogenannten Provenienzforschung die Herkunft ihrer Zugänge.
Im Mittelpunkt des seit Dezember 2022 laufenden Projekts „NS-Raubgut unter den Zugängen der Herzog August Bibliothek 1933-1969“ stand den Angaben zufolge zunächst die Auswertung der Zugangsbücher aus der NS-Zeit und den unmittelbaren Nachkriegsjahren. Die Überprüfung beziehe sich auf verdächtige Einträge, wie zum Beispiel von Lieferanten, die selbst NS-verfolgt waren oder nachweislich mit NS-Raubgut handelten. Hinzu kämen Einträge von Akteuren des „verfolgungsbedingten Entzugs“ – Gestapo, Finanzämter, Zollstellen und weiteren „Drehscheiben“ von NS-Raubgut, wie der Preußischen Staatsbibliothek.
Je nach Bestand und Sammlung, lag die Quote der NS-Raubgut- und NS-Raubgut-Verdachtsfälle bei den bisher gesichteten Bänden bei 0,1 bis 1,8 Prozent. Anhand der Zugangsbücher werde ersichtlich, dass die Bibliothek auch bei Lieferanten gekauft hat, die nachweislich mit NS-Raubgut gehandelt haben. Insgesamt trügen durchschnittlich 80 Prozent der gesichteten Bände keine Provenienzspuren, hieß es. Die Bibliothek gehe deshalb von einer hohen Dunkelziffer von NS-Raubgut aus, das nicht als solches erkennbar sei.