Mit einer großen Gedenkveranstaltung am 6. Oktober soll in München an den Angriff der Hamas auf Israel vor einem Jahr erinnert werden. „Wir wollen die Stille in der Bevölkerung durchbrechen“, sagte Veranstalter Guy Katz vom Münchner Ableger der globalen Initiative „Run for their Lives“ dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ein Massaker wie das vom 7. Oktober 2023 sei nicht hinnehmbar. Es sei nun fast ein Jahr vergangen, und noch immer befänden sich Geiseln in den Händen der Hamas. „Und noch immer schweigt die Welt. Das kann nicht sein“, sagte Katz, der Professor für International Management an der Hochschule München ist.
Die jüdische Community in Deutschland habe noch nie so viel Angst gehabt wie nach dem 7. Oktober, sagte Katz weiter. Die Zahl der antisemitischen Vorfälle sei stark gestiegen. Viele jüdische Menschen wollten ihre Religion daher nicht mehr offen zeigen. Zugleich habe aber noch nie so viele Einigkeit unter Jüdinnen und Juden geherrscht wie jetzt. Ohne Ausnahme hätten alle jüdischen Gemeinden und Einrichtungen in Bayern ihr Kommen für die Veranstaltung zugesagt. Auch die Solidarität in der nicht-jüdischen Bevölkerung sei groß, etwa bei Kirchen und demokratischen Parteien. Bei der Gedenkveranstaltung „wollen wir so viele wie noch nie sein“, sagte Katz.
Er hoffe auf die größte Demo gegen Antisemitismus in Deutschland mit Tausenden Menschen. Angemeldet für die Gedenkveranstaltung seien 10.000, sagte Katz, räumte aber ein, dass er die Zahl der Teilnehmenden derzeit überhaupt nicht einschätzen könne. Bei den wöchentlichen Fußmärschen durch München nähmen immer zwischen 200 und 600 Menschen teil. Der Münchner Ableger von „Run for their Lives“ sei mit mehr als 1.100 Mitgliedern die größte Gruppierung weltweit. Geplant seien zunächst Reden, im Anschluss dann ein Fußmarsch zu historischen Orten in München. Die genaue Route bleibe aus Sicherheitsgründen aber geheim.
Reden halten werden Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, Münchens zweiter Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) und Schauspielerin Uschi Glas. Die Schirmherrschaft haben die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) übernommen. Getragen wird die Gedenkfeier von einem breiten Bündnis aus Gesellschaft, Politik, Kultur, Sport und Religion – unter ihnen der FC Bayern München, die Diakonie München und Oberbayern, das Erzbistum München und die KZ-Gedenkstätte Dachau.
„Run for their Lives“ wurde in den USA gegründet als Antwort auf den Angriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober. Bei dem Massaker wurden rund 1.200 Menschen ermordet, mehr als 200 wurden in den Gazastreifen verschleppt. Etwa 100 Geiseln befinden sich noch immer in den Händen der Hamas. (01/2817/20.09.2024)