Die Übersetzerin Claudia Cabrera aus Mexiko, die Kunstwissenschaftlerin Iskra Geshoska aus Nordmazedonien und die chilenische Theaterleiterin Carmen Romero Quero sind mit den diesjährigen Goethe-Medaillen geehrt worden. Alle drei Frauen setzen sich in ihrer Arbeit für den Erhalt von Freiräumen und die Förderung von Demokratie ein, sagte die Präsidentin des Goethe-Instituts, Carola Lentz, bei der Preisverleihung am Mittwoch in Weimar. Sie wirkten dabei mit leisen Tönen, aber auch mit durchaus lauter Einmischung in ihren eigenen Gesellschaften.
Die Preisträgerinnen nährten mit ihrer Kulturarbeit die Hoffnung auf eine bessere Welt, sagte Lentz weiter. Gerade angesichts der beklemmenden politischen Krisen und gesellschaftlichen Spaltungen sei ihre Arbeit überlebensnotwendig.
Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) nannte die Preisträgerinnen kreative Mutmacherinnen in einer Zeit, in der Freiräume und demokratische Werte bedroht seien. Durch ihre Arbeit leisteten sie bedeutende Beiträge zum Erhalt der kulturellen Freiheit. Als Künstlerinnen erinnerten sie ihre Mitmenschen an die Kraft der Kunst.
In ihrer Laudatio auf Claudia Cabrera wies die Schriftstellerin Olga Grjasnowa darauf hin, dass der Beruf der Literaturübersetzerin viel zu oft in der Unsichtbarkeit verbleibe. Dabei sei es auch ein Beruf, der dem Übersetzenden ein außerordentliches Können abverlange. Er erfordere neben der Kenntnis beider Sprachen auch ein Verständnis beider Kulturen.
Der Philosoph Boris Buden sagte in seiner Laudatio auf Iskra Geshoska, sie
habe die hohen Hürden für eine unabhängige Kulturarbeit in Nordmazedonien erfolgreich genommen. Dabei habe sie es geschafft, auch dann noch aufrecht zu gehen, als ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.
Die Theaterproduzentin Amelie Deuflhard würdigte die Chilenin Carmen Romero Quero wiederum als eine Person, die die internationale Theaterlandschaft geprägt habe. Ihr bahnbrechendes Schaffen, ihre Kunstkenntnis und ihr niemals nachlassenden Entdeckergeist habe vielen Menschen neue Zugänge zum Theater geschaffen.
Das Goethe-Institut verleiht seit 1955 einmal im Jahr die Goethe-Medaille als offizielles Ehrenzeichen der Bundesrepublik. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem der Dirigent Daniel Barenboim, der spanische Autor Jorge Semprún und der ukrainische Schriftsteller Juri Andruchowytsch. Seit 1992 findet die Verleihung der Medaille traditionell in Weimar statt, seit 2008 am 28. August, dem Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832).
Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit derzeit 151 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache, und pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit.
Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Katja Keul (Grüne) sagte, eine moderne auswärtige Kultur- und Gesellschaftspolitik sei ein wesentliches Instrument, um Vertrauen zu schaffen und internationale Beziehungen zu stärken. Sie baue Brücken, die Zugänge eröffneten und Verbindungen gerade dort schafften, wo Dialog sonst kaum noch möglich sei.