Mit der Erstürmung eines TV-Senders durch bewaffnete Kriminelle eskaliert die Gewalt in Ecuador. Maskierte Männer sind in der Hafenstadt Guayaquil in eine Live-Sendung gestürmt und haben Journalisten vorübergehend als Geiseln genommen, wie die Tageszeitung „El Universo“ am Dienstagabend (Ortszeit) berichtete. Die Kriminellen hielten mutmaßlichen Sprengstoff in die Kamera. Spezialkräfte der Polizei beendeten kurze Zeit später die Geiselnahme in der Redaktion des staatlichen Senders TC Televisión.
Laut Polizeiangaben wurden 13 Verdächtige festgenommen. In der Live-Übertragung der Nachrichtensendung war zu sehen, wie die Angestellten des Fernsehstudios von Maskierten auf den Boden gezwungen wurden. Auch Schüsse und Schreie waren zu hören.
Danach kam es zu neuer Gewalt in Ecuadors größter Stadt Guayaquil. Allein am Dienstag wurden acht Menschen bei Schießereien getötet. Kriminelle besetzten auch mehrere Krankenhäuser. Insgesamt seien in der Stadt mehr als 600 Notrufe eingegangen, berichtete die Polizei. Polizei und Armee versuchten, die Lage wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Der öffentliche Verkehr wurde am Mittwochmorgen (Ortszeit) teilweise eingestellt, wie der Transportverband im Internetdienst X (vormals Twitter) mitteilte. In ganz Ecuador wurde der Schulunterricht bis Freitag ausgesetzt. Auch in anderen Regionen des Landes war es zu Explosionen und Anschlägen gekommen.
Nach einer Sitzung des Sicherheitsrates sagte der Chef des Streitkräftekommandos, Jaime Vela, dass 22 terroristische Banden in Ecuador agierten. Alle diese Gruppen seien nun militärische Ziele. Die Armee werde nicht nachgeben oder verhandeln.
Die Gewalt ist eine Reaktion auf den von Präsident Daniel Noboa am Montag verhängten Ausnahmezustand. Für die kommenden zwei Monate gilt auch eine nächtliche Ausgangssperre.
Das Auswärtige Amt warnte vor Reisen nach Guayaquil und in die Stadt Esmeraldas im Norden Ecuadors. Lateinamerikanische Länder wie Kolumbien, Brasilien und Argentinien sagten Ecuadors Regierung ihre Unterstützung im Kampf gegen die organisierte Kriminalität zu. Peru erklärte im Grenzgebiet zu Ecuador den Ausnahmezustand und verlegte Militär in die Region.