Zum 85. Jahrestag der NS-Novemberpogrome von 1938 wird in Deutschland und in vielen anderen Staaten an die Opfer erinnert. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) werden an diesem Donnerstag zu der zentralen Gedenkveranstaltung in Berlin erwartet. Daran nehmen auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und Militärbundesrabbiner Zsolt Balla teil. Ort ist die Synagoge Beth Zion, Kahal Adass Jisroel. Sie befindet sich in dem Gebäude, das Mitte Oktober mit mehreren Brandsätzen angegriffen worden war. Menschen wurden nicht verletzt.
Auf der Gedenkveranstaltung halten Scholz und Schuster Ansprachen. Zudem wird der Geiger Gabriel Adorjan das Thema des Spielfilms “Schindlers Liste” von John Williams spielen. Zu hören sein werden auch drei jiddische Lieder von Viktor Ullmann. Die Nationalsozialisten ermordeten Ullmann in Auschwitz. Die Trauergebete El Male Rachamim und Kaddisch trägt Militärbundesrabbiner Balla vor.
Am Donnerstagmorgen ist außerdem eine Bundestagsdebatte mit dem Titel “Historische Verantwortung wahrnehmen – Jüdisches Leben in Deutschland schützen” angesetzt. Auch in vielen anderen Orten in Deutschland und weiteren Staaten wird mit Zeremonien, Lesungen und Podien an die Pogrome erinnert. Hinzu kommen Aktionen in Schulen sowie digitale Gedenkmöglichkeiten etwa in Sozialen Netzwerken. Das Gedenken zum 9. November fällt in diesem Jahr auch in eine Zeit von gestiegenem Antisemitismus und der Sorge von Jüdinnen und Juden im Zuge des Krieges nach den Terrorangriffen der Hamas auf Israel.
Bei den Novemberpogromen wurden nach unterschiedlichen Schätzungen vom 7. bis 13. November 1938 im damaligen Reichsgebiet zwischen 400 und 1.300 Menschen ermordet oder in den Suizid getrieben. Mehr als 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie Tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Rund 30.000 Juden wurden in Konzentrationslager verschleppt. Den Exzess hatte das NS-Regime organisiert und gelenkt.